Der folgende Bericht bezieht sich auf den Stand des karibischen Tierschutzes von 2008. Entwicklungen und Änderungen, die seither stattgefunden haben, werden hier nicht berücksichtigt. Die Probleme, denen Tierschützer in der Karibik begegnen müssen, sind nach wie vor dieselben, die Wege, die zu ihrer Lösung beschritten werden müssen, ebenfalls. Die Konferenz 2008 beeinflusst unsere Arbeit nachhaltig bis zum heutigen Tag. Auf den Erkenntnissen, die wir dort gewonnen haben, basiert unser gesamtes Konzept. Karibische Tierschutzkonferenz 2008Vom 21.-25. April 2008 fand in Santo Domingo, Dominikanische Republik, die 3. karibische Tierschutzkonferenz statt, an der 140 Repräsentanten von 70 Tierschutzorganisationen aus 29 karibischen Nationen teilnahmen. Themen waren u.a.:
Gesponsort wurde die Konferenz von: Bereits 2002 fand eine Konferenz in Miami statt, 2004 in St. Croix, Virgin Islands, 2008 in der Dominikanischen Republik, 2011 in Puerto Rico, 2015 in Costa Rica. Die Konferenzen bieten hervoragende Möglichkeiten zum Austausch, zum Miteinander und Voneinander Lernen und zum Aufbau eines Kommunikationsnetzwerks innerhalb der Region. Wir können hier nur anhand einiger Beispiele für unsere Arbeit besonders wichtige Aspekte aufgreifen: Sterilisation/KastrationBeispiele für Sterilisations-/Kastrationsklinken und -programmeObwohl überall in der Karibik noch viel getan werden muß, gibt es auch schon ermutigende Beispiele, so wie auf Grenada, hier Auszüge aus dem Konferenzbeitrag der Grenada SPCA (): Operiert wird immer vor der ersten Hitze. Diese Welpen und unsere Heimtiere sind die ersten auf der Liste. Wir kontaktieren unsere 150 Mitglieder und Klienten und bitten sie, Leuten aus ihrer Nachbarschaft beim Transport zum Tierarzt zu helfen. Termine können telefonisch gemacht werden. Wir bitten um eine Spende von 20 US Dollars/50 Eastern Caribean Dollars pro OP, falls möglich. Meist ist die Warteliste voll vor Ankunft des Arztes.Nach dieser Arbeit beginnen unsere Außeneinsätze, unsere Klinik liegt im Süden der Insel, im Norden haben wir zwei Stationen zum Kastrieren, ein Privathaus, dessen Veranda zur Verfügung steht und eine Plantage. Strom und Wasser stehen zur Verfügung, Unterkunft und Verpflegung für die Volontäre wird gestellt. Die Einsätze dauern mindestens zwei Tage. Diese OP's sind meist umsonst, da es sich um ärmere Gegenden handelt. Wir bitten ortsansässige Geschäftsleute um Unterstützung beim Sponsoren der OP's. Alles Benötigte transportieren wir in unserem OP-Van, einer mobilen Klinik, die von der WSPA gespendet wurde.Wir besuchen damit auch abgelegene Dörfer und operieren den ganzen Tag im Van, solange Stromanschluß und zugang zu Wasser möglich ist. Es können 15 - 20 Tiere pro Tag sterilisiert werden. Die Veterinäre der St. George's University School of Veterinary Medicine/Grenada helfen oft und bringen Studenten als Assistenten mit, eine lohnende Erfahrung für alle. Die Volontäre bleiben meist 1 - 2 Monate, viele kommen immer wieder. Wir sterilisieren/kastrieren 1200 Hunde pro Jahr, 1% der Population; es bleibt noch viel zu tun." Auch beim Gastgeber Dominikanische Republik gibt es Erfreuliches zu berichten: Geplant sind monatliche Sterilisationskampagnen in der Klinik mit 1 - 2 Ärzten und 20 - 40 OP's am Tag und Außeneinsätze mit 5 - 6 Veterinären in Gegenden mit großer Armut und vielen Streunern. Die von Tierärzten benötigte Ausrüstung ist vorhanden. Solange Unterkunft noch nicht gestellt werden kann, helfen Anwohner und Hoteliers mit der Unterbringung. Durch die Zusammenarbeit mit dem Kathryn Neal Animal Relief Fund ist es möglich, den Volontären für einen Teil ihrer Unkosten Spendenquittungen auszustellen. In La Romana betreibt die Fundacion Protectora De Animales eine Sterilisationsklinik für die Straßentiere ihres Bezirks. Die Tiere werden eingesammelt, operiert, gegen Tollwut geimpft und 2 Nächte nach der OP zurückgebracht. Außerdem wird Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung geleistet über den richtigen Umgang mit Tieren und die Notwendigkeit von Kastrationen, es existieren Radio- und Fernsehprogramme, ein Schulprogramm ist geplant. Weitere Inseln im Überblick
Anguilla:
Antigua und Barbuda:
St. Lucia:
Bahamas:
Barbados:
Jamaica:
St. Maarten:
Virgin Islands:
Isla Margarita, Venezuela: Dies sind natürlich keine flächendeckenden Lösungen, doch im Kern richtige Ansätze, die, konsequent weiterentwickelt, eines Tages zum Erfolg führen werden. Alternativen zu operativer Sterilisation/KastrationACC&D (Alliance for Contraception in Cats and Dogs),eine Organisation, die gegründet wurde, um die Entwicklung von Alternativen zu operativer Sterilisation/Kastration zu fördern und deren Einsatz im Tierschutz zur Populationskontrolle zu unterstützen, stellte auf der Konferenz das Präparat Neutersol vor, das 2003 - 2005 bereits in den USA auf dem Markt war und voraussichtlich 2009 wieder herauskommt. Hier ein Auszug aus der Konferenzpresentation: Neutersol ist das bisher einzige Mittel, um männliche Hunde durch eine einzige Injektion permanent zu kastrieren.Die Inhaltsstoffe sind Zink, Glukose und Arginin. Die Erfolgsquote liegt bei 99,6%. Obwohl zugelassen für Welpen von 3 - 10 Monaten, ist Neutersol erfolgreich bei erwachsenen Rüden angewandt worden. In einer Feldstudie in Mexiko wurden 10.000 Hunde mit großem Erfolg behandelt. Animal Balance wandte Neutersol auf den Galapagos Inseln an, wo heutzutage 96% der Hunde und Katzen kastriert sind. Die Vorzüge von Neutersol im Tierschutz zur Geburtenkontrolle sind immens: Neutersol kann überall da eingesetzt werden, wo große Hundepopulationen in Gegenden mit schwacher Infrastruktur kastriert werden müssen, ohne Kliniken und Tierarztpraxen, ohne Elektrizität und Wasser, ohne die Möglichkeit intensiver Nachsorge. Neutersol kann im Freien, auf der Ladefläche eines Pick ups verabreicht werden. Es ist keine Narkose und die dazu notwendigen Vorrichtungen erforderlich, nur eine Spritze und Neutersol. Mit weniger Personal können wesentlich kostengünstiger und schonender für die Tiere wesentlich mehr Hunde ( bis 200 pro Tag )kastriert werden. Während auf vielen Inseln die Aufklärungsarbeit eine Begleitung von Kastrationskampagnen ist, hat die Humane Society (www.hsdominica.org) auf der nicht sehr begüterten Insel Dominica ein beispielhaftes permanentes Erziehungsprogramm entwickelt, das allen Inspiration und Ermutigung sein sollte , die glauben, aufgrund mangelnder Finanzen nichts tun zu können. Hier Auszüge aus dem Konferenzbeitrag: "Auf Dominica gibt es kein Tierheim, kein Sterilisationsprogramm, keine Tierschutzgesetze.Die Liebe zum Tier ist kein Bestandteil unserer Traditionen.Wir verfügen über wenig Geld und Resourcen. 75% unserer Tätigkeit besteht aus Aufklärungsarbeit über die Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Umwelt und Erziehung zur richtigen Einstellung gegenüber anderen Lebewesen. Wir haben einen 5 Jahresplan entwickelt mit dem Ziel, möglichst viele Kinder zu erreichen. Zunächst mußten Lehrer, Schuldirektoren und das Eziehungsministerium dafür gewonnen werden, unser Programm auf den Stundenplan zu setzen.2005 begannen wir mit 3 Erziehern und 400 Kindern, 200 - 300 Kinder kamen zu unserem Roseau Library Pet Day, 70 Kinder nahmen an unserem Sommerprogramm teil. 2006 nahmen 1500 Kinder am Unterricht teil, 1200 besuchten den Roseau Library Pet Day und 100 das Sommerprogramm. Von 2007 - März 2008 besuchten 2472 Kinder den Unterricht, 1300 den Pet Day und 200 das Sommerprogramm. Seit Beginn unserer Arbeit haben wir 7500 Kinder erreicht. Der Unterricht besteht aus schriftlichen Informationen, Videos oder, wenn keine Videos gezeigt werden können, Bildmaterial, Zeichnungen, Fotos, Marionettentheater, Rollenspiele mit Tiermasken. Wir haben andernorts verwendete Unterrichtsmodelle auf unsere Verhältnisse adaptiert. So gibt es bei uns keinen Zoo oder Zirkus, keine Legebatterien oder Versuchslabore. Stattdessen lenken wir die Aufmerksamkeit auf am Straßenrand angebundenes Vieh, ohne Wasser und offensichtlich tierärztliche Versorgung benötigend. Wir sprechen über die Konsequenzen der Überfischung, die Gesundheit der Korallen, über schwindende, da zuviel gejagte Arten wie Boas, Krabben und Krebse. Regelmäßig berichten wir über die Erfolge unseres Programms in Rundschreiben und Jahresberichten an Schuldirektoren und Regierung, in den Medien und im Internet. Beim Roseau Library Pet Day werden verschiedene Tiere ausgestellt, das letzte Mal waren es Ziegen, Schafe, Enten, ein Schwein, ein Papagei, Schildkröten, Meerschweinchen, eine Boa und ein Pferd. Die Kinder erhalten schriftliche Informationen zu den einzelnen Tieren, auch wird erklärt, warum manche Tiere besser als Haustiere geeignet sind als andere. Später in der Bibliothek erfahren die Kinder, wie die Tiere zu halten und zu pflegen sind, alles notwendige Zubehör ist dort zu sehen. Unser Sommerprogramm findet im Juli und August vormittags von 9 - 12 Uhr statt,jeweils eine Woche. Auf dem Programm stehen Videos, Spiele, Werken, Ausflüge ans Meer und in den Wald. Die Teilnahme kostet 20 EC Dollar, eine kleine Mahlzeit und ein Getränk inbegriffen. Die Themen:
Die Schwierigkeiten, mit denen wir hauptsächlich zu kämpfen haben, sind mangelnde Transportmöglichkeiten, Mangel an Videoequipment, Stromausfälle, zu große Klassen, mangelnde Kooperation bei Lehrern und Schülern, große Unterschiede in jeder Altersgruppe, viele Schüler kommen aus schlechten Verhältnissen und sind selbst vernachlässigt. Wir versuchen, dies zu kompensieren, indem wir immer darauf vorbereitet sind, improvisieren zu müssen, wir haben immer verschiedene Unterrichtsalternativen vorbereitet und immer kleine Geschenke dabei als Belohnung für die Schüler und als Dankeschön für lehrer und Helfer.Wir versuchen behutsam, Erwachsene aufzuklären und gegen herkömmliche Voreingenommenheit, Aberglauben, Uninformiertheit, falsche Überzeugungen und schlechte Gewohnheiten anzugehen, ohne durch persönliche Kritik zu verletzen.Unsere Erfolge sehen wir an der wachsenden Teilnahme an unserem Programm, an dem zunehmenden Anteil der Lehrer, die wir für unsere Themen interessieren können, am Respekt, der uns mehr und mehr von Schülern, Bevölkerung und Medien entgegengebracht wird und vor allem am Lächeln der Kinder, wenn sie auf unseren Ausflügen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung entdecken und ihrer Freude am Umgang mit Tieren, wenn sie gelernt haben, daß es OK ist, zu einem Tier gut zu sein." Kürzlich hat die Humane Society of Dominica eine größere Spende von der Daniel Langlois Foundation of Canada erhalten und hofft nun, mithilfe weiterer Sponsoren bald eine mobile Tierklinik anschaffen zu können. Dominica, wir hoffen mit Dir! Der Tourismus ist der größte Industriezweig in der Karibik, viele Inseln sind davon völlig abhängig. Die meisten Touristen sind Tierfreunde und sind oft entsetzt über das Tierelend, das ihnen während eines Urlaubs im Paradies begegnet.Manche ziehen daraufhin andere Ferienziele in Betracht. Damit wird offensichtlich, daß die Tourismusindustie direkt profitiert, wenn sie tierschützerische Bemühungen unterstützt, es zeigt sich aber auch, daß der Tourist selbst Möglichkeiten hat, Einfluß zu nehmen: "Vor 15 Jahren war die Antigua and Barbuda Humane Society gerade im Aufbau. Eine wie in der Karibik üblich im Radio übertragene Parlamentsdebatte schreckte die Mitglieder auf; es ging um die Problematik streunender Hunde. Der Landwirtschaftsminister meinte dazu: "Das ist ganz einfach; sie gehören alle erschossen." Die jungen Tierschützer, die auf Unterstützung von Regierungsmitgliedern hofften, die im Ausland studiert und gelebt hatten, begriffen in diesem Moment, daß Auklärung der Bevölkerung nicht reichen würde. Es begann eine Kampagne, um die Regierung zu sensibilisieren Man appellierte nicht an das Mitleid mit der Kreatur , sondern betonte ökonomische Gesichtspunkte. Zahllose Briefe von Touristen wurden vorgelegt, in denen stand, wie sehr sie die Insel liebten, ihre Bewohner, ihre Strände, daß sie aber nicht wiederkommen würden, weil sie den Anblick der vielen leidenden Tiere nicht ertrügen. Die Minister waren schockiert: Was ihnen als Normalität erschien, schadete der Wirtschaft. Ohne Kritik zu üben, bot sich die Antigua and Barbuda Humane Society an, die Arbeit zur Verbesserung der Situation zu übernehmen; das Lob dafür überläßt sie gern der Regierung. Eine bis heute fruchtbare inoffizielle Zusammenarbeit." (Auszüge des Konferenzbeitrags 2004) Auf der Karibischen Tierschutzkonferenz 2008 fand ein work shop statt: "HotelCatCafés". Am Beispiel des CatCafé Programms der Humane Society of St.Thomas, Virgin Islands wurde deutlich, wie Hotels und Tierschutz zusammenarbeiten können, um das Problem verwilderter, streunender Katzen zu lösen. Die CatCafés sind entzückende, bunt bemalte kleine Futterstationen in der Art der bunten kleinen Kreolenhäuschen, die von Touristen so gern fotografiert werden. Dort werden die Katzen nicht nur gefüttert, sondern eingefangen, sterilisiert/kastriert, gekennzeichnet und wieder entlassen. Die Pegasus Foundation hat nun unter dem Namen "Caribbean Animal Tourist Support" ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, um die interaktive Unterstützung von Tierschutz und Tourismus zu fördern und zu entwickeln. Es wurden auf zunächst einigen Inseln Kontakte zur Tourismusindustrie hergestellt, durch Anzeigen, Umfragen und Treffen mit Tourismusbeauftragten. Auf der web site www.caribbeananimaltouristsupport erscheinen regelmäßige Rundschreiben mit Erfolgsgeschichten: März 2008: "Der Tourismus finanziert ein neues Ambulanzfahrzeug für Bahamas Straßenhunde. Es wurde gesponsort von Bahamas Tourismus Ministerium und mehreren ortsansässigen Firmen. Seit dem Kauf wurde das Fahrzeug täglich im 24-stündigen Notfalldauerdienst der Bahamas Humane Society eingesetzt. 340 Transporte wurden gemacht, auch Wildtiere konnten gerettet werden." Juni 2008: "King's Casino wirbt für die Antigua and Barbuda Humane Society. An der für die Kreuzfahrtschiffe bestimmten Pier hat die Humane Society ein großes Plakat aufgestellt, auf dem sie zum Besuch des Kasinos und gleichzeitig zum Kauf eines Tierschutz T-Shirts einlädt. Der Inhaber des Kasinos, schon lange ein Förderer der Society, hat im Kasino Glasschaukästen aufgestellt, in denen die T-Shirts, Kochbücher und Fotos der Arbeit der Humane Society präsentiert werden. Es werden ca 30 T-Shirts und 10 Kochbücher im Monat verkauft, es folgen häufig e-mails von Kasinobesuchern, die eine Spende machen oder Mitglied werden wollen. Dieses Arrangement könnte auch auf anderen Inseln funktionieren, z. B. in großen Restaurants, einer Einkaufsstraße mit Souvenirläden oder in den Duty Free Läden der Flughäfen." "Grenadas SPCA erhält viele Besuche von Touristen, die unsere web site kennen. Die web site ist unsere wichtigste Verbindung zum Tourismus. Sie erscheint auch bei google, wenn zukünftige Urlauber Informationen über die Ferieninsel Grenada suchen.Oft wird per e-mail angefragt, ob man etwas mitbringen könne, manche bringen Halsbänder und Leinen, im medizinischen Bereich Tätige bringen Medikamente und Verbandszeug. Viele Touristen rufen uns an, wenn ihnen Streuner auffallen, manche bringen uns die Tiere selbst und fühlen sich immer gleich sehr viel wohler,wenn sie unsere Arbeit sehen." Wir möchten an dieser Stelle alle Freunde und Besucher der karibischen Inseln auffordern: Unterstützen Sie die Tierschutzorganisationen auf "Ihrer" Ferieninsel. Überlassen Sie ihnen Schreiben, in denen Sie Mißstände anprangern, die Ihr Wiederkommen fraglich machen, damit diese an offizieller Stelle vorgelegt werden können. Machen Sie eine kleine Spende oder übernehmen Sie eine kleine Patenschaft. Damit Ihr Urlaubsparadies aufhört, eine Hölle für Tiere zu sein! |