Kastrationsprojekte 2016
Inhalt
Kastrationsprojekt auf Barbados
mit Dr. Katja Schirren
03. - 17.10.2016
Dr. Schirren unternahm die Reise gemeinsam mit ihrer Mutter.
Es begann vor einem Jahr mit einer Rundmail an die karibischen Tierschutzorganisationen, auf die ich überraschend eine Antwort auf Deutsch erhielt – aus Barbados! Schon im Jahr zuvor hatte ich im Zuge des Aufbaus unserer Seite Tierfreundliche Hotels in der Karibik Kontakt zu Tierschützern auf Barbados gehabt und über die Möglichkeit eines Kastrationseinsatzes dort nachgedacht, doch alles, was wir von Barbados hörten, war, wie schwierig es sei, dafür die behördliche Genehmigung zu bekommen. Diesmal war das anders! Bereits in der zweiten Mail schickte uns Petra Bellamy, zu der Zeit Sekretärin von „The Hope Sanctuary“, die Antragsformulare für die benötigte Arbeitserlaubnis und als wir erfuhren, was für ein außergewöhnliches, wunderbares Tierheim „The Hope Sanctuary“ ist, stand fest: Wir machen das, egal, wie schwierig es wird!
Aus kleinsten Anfängen und unter unglaublichen Mühen, immer wieder vom finanziellen Aus bedroht, ist das heutige Hope Sanctuary entstanden.
Es begann damit, dass die Gründerin Cornelia Coulthrust, ebenfalls Deutsche, Hunde aufnahm, die in der Nähe ihres Büros ausgesetzt wurden. Bald waren es 22 und Cornelia musste 2003 einen Pferdestall (in der Hope Road!) mieten, um sie zu beherbergen. Aus 22 wurden 55, mehr als eine Privatperson ernähren kann, und so wurde 2004 The Hope gegründet.
Es folgte eine wahre Odyssee von einem Standort zum anderen auf der Suche
nach dem geeigneten Platz für ein Tierheim…
…oft begleitet von Verzweiflung und Angst, keine Unterkunft für die wachsende Zahl von Schützlingen zu finden.
Als dann endlich der Ort für ein dauerhaftes Zuhause gefunden war, mussten ungeheure Anstrengungen unternommen werden, um das Hope Sanctuary zu dem zu machen, was es heute ist. Cornelia hat die Geschichte der Hope aufgeschrieben. Sie wird ungekürzt veröffentlicht werden, sobald unsere Partnerseite für Barbados fertiggestellt ist.
The Hope Sanctuary heute:
Über 18.000 Quadratmeter Land an der Ostküste und ein Haus mit 4 Schlafzimmern…
…und Blick auf den Atlantik gehören zum Hope Sanctuary.
Der palmengesäumte Weg führt direkt zum Strand.
Die Wellen an der Atlantikküste sind allerdings nichts für ungeübte Schwimmer…
Die Katzen leben in 3 großen Gehegen und 4 Katzenhäusern.
Viele Klettermöglichkeiten und Spielsachen…
…und interessante Besucher…
…sorgen für Unterhaltung.
Dr. Schirren wurde von den Hopekatzen sehr freundlich empfangen.
Im Hope Sanctuary leben die Hunde nicht in Zwingern.
Sie wohnen in Gruppen in insgesamt 30 „Hundegärten“, die sich an die Innenbereiche anschließen.
Die Gärten haben eine Größe von 50 bis 140 Quadratmetern, je nach Größe der Hundegruppe.
Ein kleiner Wald…
…und 4 große Spielwiesen zum Herumtollen…
…gehören ebenfalls zum Hundeareal.
Die Jugend hat großen Spaß miteinander…
Auf dem Weg zur Spielwiese…
Wie bei den Katzen wird auch bei den Hunden großen Wert auf Unterhaltung und Beschäftigung gelegt.
The Hope setzt auf Spiel und Spaß als Therapeutikum für geschundene Hundeseelen.
Auch gemeinsames Planschen an heißen Tagen macht viel Freude…
The Hope hat Kapazitäten für mehr als 200 Tiere. Während des Einsatzes von Dr. Schirren waren etwa 80 Hunde und 50 Katzen da.
Nicht nur Tierschutz, auch Umweltbewusstsein und soziales Engagement werden hier groß geschrieben. The Hope verfügt über eine Solaranlage, Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und der Bau einer Biogasanlage ist geplant, um Hunde- und Katzenkot in Methangas zu verwandeln. Nicht nur für Hunde und Katzen, auch für Insekten, Vögel, Frösche, Mungos und andere wilde Tiere ist The Hope ein Refugium. Es wurden Blumenbeete für Bienen und Kolibris angelegt und ein Teich mit Lilien für Libellen. In unmittelbarer Nähe zum Hope Sanctuary befindet sich ein Therapiezentrum für Drogenabhängige. Im letzten Jahr fand ein Programm statt für gefährdete Jugendliche und Drogenabhängige, das diesen Menschen durch den therapeutischen Kontakt zu Tieren auf ihrem Weg zu Stabilisierung und Genesung helfen soll. The Hope möchte dieses Programm ausbauen, 2 Wohnwägen anschaffen, um Unterbringungsmöglichkeiten für Patienten zu schaffen, die nach einer Therapie weiterhin mit Tieren zusammenarbeiten möchten und eventuell in diesem Feld auch berufliche Perspektiven entwickeln können. Außerdem sollen in der Zukunft geeignete Hunde im Hope Sanctuary als Behindertenhunde ausgebildet werden.
Trotzdem gab es auch 2016 wieder einen finanziellen Engpass, der diese wunderbare Anlage und alle ambitionierten Pläne bedrohte. Während unser Antrag auf Arbeitsgenehmigung für Dr. Schirren lief, hieß es aus Barbados immer wieder: „Wir wissen nicht, ob wir das Tierheim bis zum Jahresende offen halten können oder schließen müssen.“ Wir haben mit The Hope gebangt und gezittert und erst nach dem Einsatz erfuhren wir, dass es Cornelia – wieder einmal! – geschafft hat, die Existenz von The Hope zu sichern, bis 2017 die Unterstützung eines neuen Sponsors greift.
Dr. Schirren war die erste Tierärztin seit 6 Jahren, die für das Hope Sanctuary kastrierte. Davor hatte es von 2006 bis 2010 ein sehr erfolgreiches Kastrationsprogramm gegeben, gesponsort von einem Briten, der sich sehr für den Tierschutz auf Barbados engagierte. Er finanzierte einen Bus als mobile Klinik, der mit 2 Tierärzten und 2 Assistenten über die Insel fuhr. In diesen 4 Jahren wurden über 5000 Hunde kastriert. Darüber hinaus wurde einen Erzieher eingestellt, der täglich Schulen besuchte und den Kindern den richtigen Umgang mit Tieren lehrte. Außerdem gab es weitreichende Pläne für eine Zusammenarbeit mit der Regierung, die zunächst großes Interesse zeigte, das aber nicht von Dauer war. Darüber war der Engländer so enttäuscht, dass das gesamte Programm schließlich eingestellt wurde.
Dr. Schirren war von dem Tierheim sofort begeistert. Und noch etwas fiel ihr auf: Auf Barbados gibt es, im Gegensatz zur Dominikanischen Republik, fast keine streunenden Hunde. Verantwortlich dafür ist das Regierungsprogramm „Animal Control“, das Streuner einfängt und sie, falls die Tierschutzorganisationen keine Aufnahmekapazitäten haben, euthanasiert. Streunende Katzen gibt es dafür umso mehr.
Dr. Schirren kastrierte hauptsächlich Tiere mit Besitzern und einige vom Hope Sanctuary. In den Jahren, als die mobile Klinik existierte, konnten die staatlichen Tötungen um 26% reduziert werden. Doch die Jahre, in denen nicht kastriert wurde, machten sich bemerkbar. Wie überall, wo noch nie oder lange nicht mehr kastriert wurde, war auch auf Barbados das Interesse der Menschen eher gering. Schon während der Vorbereitungen haben wir gemerkt, dass das Auflisten der Kastrationskandidaten nur schleppend voranging. Dr. Schirren flog mit Material für 100 OPs, um auf alles vorbereitet zu sein. Kastriert wurden etwa 50 Tiere; 30 Hunde, 20 Katzen.
Bei den Hunden waren es etwas mehr Rüden als Hündinnen. Viele der Besitzer hatten ihre Tiere vom Hope Sanctuary adoptiert. The Hope vermittelt vorbildlich und führt Vor- und Nachkontrollen durch. Ganz sicher werden die OP-Zahlen wieder steigen, wenn ab 2017 mithilfe des neuen Sponsors wieder Mittel vorhanden sind, um regelmäßig zu kastrieren. Ein weiteres Zeichen dafür, dass lange nicht mehr kastriert wurde, war das Alter der Tiere. Die meisten waren bereits 5 – 6 Jahre alt. Dort, wo regelmäßige Einsätze stattfinden, sinkt das Alter erfahrungsgemäß und viele Hündinnen werden dann bereits vor der ersten Läufigkeit – und der ersten Trächtigkeit! – kastriert.
Ein großes Problem auf Barbados sind Tierquälereien und schlechte Haltung.
60% der Hunde auf Barbados hängen an der Kette…
…oder sind in winzige Käfige eingesperrt wie diese vier Hunde…
…oft ohne ausreichend Futter und Wasser.
Grausame Wunden von tief in den Hals eingewachsenen Ketten sind häufig.
Selbst Katzen gibt es, die am Strick gehalten werden.
Wo The Hope geschundene Tiere dem Besitzer nicht entziehen kann…
…wird versucht, das Los der Hunde durch Belehrung und Verbesserung der Lebensumstände – Laufleinen, Hütten, Futter und medizinische Betreuung – zu erleichtern.
The Hope – die Hoffnung; der Name, der aus einer Adresse entstand, ist Programm. Die Tiere, die hier herkommen, haben Furchtbares hinter sich und herzzerreißende Schicksale…
…so wie der kleine Hugo, dem der Besitzer brutal das Gesicht zertrümmert hat…
…weil der Welpe Wäsche von der Leine gezogen hatte!
Hugo hat überlebt und kann heute wieder lachen!
Auch die kleine Tippy kam völlig verstört ins Hope Sanctuary…
…mit schweren Verletzungen am Hals…
…wo die Kette tief eingewachsen war.
Tippy lebt heute glücklich mit ihren Freunden…
Man sieht es der schönen Cocky heute nicht mehr an…
…aber auch sie war ein Opfer der grausamen Kettenhaltung, bevor sie nach Hope kam.
Buffy kam halbverhungert und mit schwerer Räude.
Heute ist sie völlig ausgeheilt und tollt unbeschwert mit ihren Kollegen.
Mango hing als Skelett an der Kette.
Heute genießt sie den Luxus eines „Hundegartens“ zusammen mit Freund Chutney.
Auch Rosebud, die an einen Autoreifen gekettet sengender Sonne
und tropischen Regengüssen schutzlos ausgeliefert war…
…hat im Hope Sanctuary das Lachen wieder gelernt.
Hier können sie endlich glücklich sein.
Überall nur strahlende Gesichter…!
Die, die kein Zuhause finden, bleiben, manche ein Leben lang, so, Dwight, der hier seinen Ruhestand verlebt.
Dwight wurde in einem verlassenen Haus angekettet aufgefunden, dem Hungertod preisgegeben.
Er war so schwach, dass er nicht mehr aufstehen konnte. Liegend nahm er seine erste Mahlzeit ein.
Ins Hope Sanctuary musste er getragen werden.
In seinen Ohren hatten sich unzählige Zecken festgesetzt.
Langsam erholte sich Dwight…
Er lernte wieder sitzen und laufen…
…und machte Bekanntschaften.
Heute ist Dwight ein wohlgenährter Senior, der sein Alter genießt.
Dr. Schirren und ihre Mutter landeten am Montag, dem 03. Oktober, und wurden von Cornelia und 2 Helferinnen vom Flugplatz abgeholt. Der Dienstag verging hauptsächlich mit Vorbereitungen für die kommenden Operationen.
Der Tisch musste der Größe der Chirurgin angepasst werden, er war definitiv zu niedrig.
Aber – Überraschung! – The Hope verfügt über einen funktionierenden Autoklav!
Ein paar Katzen und eine Hündin aus dem Tierheim wurden kastriert.
Am Mittwoch kamen die ersten auswärtigen Patienten, darunter ein gewaltiger Bullmastiffrüde.
3 Leute waren nötig, um den Koloss auf den Tisch zu heben.
Eine Hündin hatte einen offenen Tumor in der Milchleiste, der entfernt wurde.
Ein Kater wurde gebracht mit einem verletzen Schwanz, der amputiert werden musste.
Adrian, ein ausgebildeter Tierarzthelfer, der auch in den USA in seinem Beruf gearbeitet hat, stand Dr. Schirren als Assistent zu Verfügung. Er erwies sich als hochqualifizierter, exzellenter Mitarbeiter.
Auch am Mittwoch wurden Tierheimkatzen kastriert…
…und außerdem 3 Hündinnen…
…und 3 Rüden von The Hope.
Das Bad diente als Aufwachraum für Katzen…
…und Hunde…
…und war auch der sichere Ort, um scheue Katzen mit dem Käscher aus der Transportbox zu holen und zu narkotisieren.
Am Donnerstag brachte Tierheimhelferin Melissa die Tiere ihrer gesamten Verwandtschaft zur Kastration. Es gab einen Narkosezwischenfall: Eine kleine Hündin wurde blau und hatte einen Atemstillstand. Sie bekam Sauerstoff mit einem Ambubeutel und brauchte nach der OP medizinische Unterstützung und viel Zeit zum Aufwachen. Ein kleiner Rüde kam mit Fieber und allen Anzeichen von Ehrlichiose. Er wurde nicht kastriert, sondern bekam Doxycyclin verordnet.
Am Freitag brachte Tierheimhelfer Jeremiah eine Hündin und einen Rüden, die nicht kastriert wurden, weil sie zu mager waren. Die Besitzerin, eigentlich als gute Halterin bekannt, war untröstlich. Sie war 3 Wochen abwesend gewesen und die Person, die sie beauftragt hatte, sich um die Hunde zu kümmern, hatte die Tiere ganz offensichtlich vernachlässigt.
Die meisten Tiere litten unter Floh- und Zeckenbefall und auch auf Barbados, wie überall in der Karibik, gehört Ehrlichiose mit zum häufigsten Krankheitsbild. Ein Rüde wurde nach der Kastration mit einem Skrotumhämatom zurückgebracht. Auch er bekam eine Doxycyclinkur.
Adrian war am Samstag nicht da und so waren für diesen Tag viele auswärtige Katzen angesetzt worden. Operiert wurde nur eine Tierheimkatze. Die Streuner waren nicht in die aufgestellten Fallen gegangen; vermutlich hatte man es versäumt, die Tiere einige Zeit vorher in den nicht „scharf gemachten“ Fallen anzufüttern.
Am Sonntag war Adrian wieder da und es gab viel zu tun: Bei einer Hündin riss ein Ovar ab, der Bauchraum musste geöffnet werden, um die Blutung zu stillen und die OP zu vollenden.
Eine Katze war hochträchtig…
Es war die einzige während des gesamten Einsatzes.
Ein Ehepaar brachte eine Katze, die kürzlich geworfen hatte und noch säugte. Ein Rüde entpuppte sich als Kryptorchid.
Auch am Montag wurde operiert.
Am Dienstag hatte Dr. Schirren einen freien Tag und besuchte mit ihrer Mutter die Hauptstadt Bridgetown und den berühmten „Flower Forest“ von Barbados, einen riesigen botanischen Park im Zentrum von Barbados voll von Kostbarkeiten und Raritäten der tropischen Flora.
Die letzten 3 Tage wurde weiter kastriert.
Am Freitag waren es nochmal 4 Katzen und 5 Hunde.
Die Besitzerin der letzten Hündin, Lucky, schickte ein Foto und eine Dankesnachricht an Dr. Schirren nach Deutschland.
Am Freitagabend ging es dann an die Westküste, wo sich Dr. Schirren und ihre Mutter am weißen Strand der Platinumküste 2 Urlaubstage vor dem Heimflug gönnten.
Am letzten Tag machten sie eine Segeltour…
…und begegneten beim Schnorcheln Schildkröten, die viele Inseln der Karibik besuchen, um dort an durchweg streng geschützten Stränden ihre Eier abzulegen.
2017 wollen wir weiter mit The Hope Sanctuary zusammenarbeiten. Cornelia möchte mithilfe des neuen Sponsors das ehemalige Programm wieder aufnehmen. Die beiden Tierärzte, die früher mit der mobilen Klinik unterwegs waren, sind noch auf Barbados und bereit, The Hope wieder zu Verfügung zu stehen. Für uns ist es damit viel einfacher, im Bedarfsfall Medikamente und Materialien für Kastrationen zu finanzieren als Arbeitsgenehmigungen zu beantragen und Tierärzte von Deutschland einzufliegen. Cornelia möchte nicht mehr mobil operieren, sondern ein Fahrzeug anschaffen, das Tiere einsammelt und am Tag nach der OP wieder nach Hause bringt, um so medizinische Notfälle besser versorgen zu können.
Besonders im Bereich Erziehung und Aufklärung der einheimischen Bevölkerung verbindet uns viel mit The Hope: Wir sind beide davon überzeugt, dass nur die Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu tierlieben Menschen, die in der Schule beginnen muss, zu einem Wandel im Umgang mit Tieren, zu weniger Grausamkeiten und Tierquälereien, dafür aber zu mehr Empathie und Verantwortung führen wird. Deswegen wird Petra Bellamy 2017 für uns nach Dominica fliegen, wo bereits ein ausgezeichnetes Tierschutz-Schulprogramm existiert, bisher allerdings hauptsächlich in oraler Form. Die Humane Society von Dominica, die das Programm entwickelt hat, will für uns einen Workshop abhalten, damit Petra das Programm aufnehmen und wir es in ein ordentliches Curriculum setzen können, das dann nicht nur The Hope, sondern allen, die es benötigen, zu Verfügung stehen soll.
Auf Barbados finden, wie auf vielen anderen Karibikinseln auch, regelmäßig illegale brutale Hundekämpfe statt. Die Wetteinnahmen sind ein einträgliches Geschäft, das sich durch große kriminelle Energie und häufig mafiöse Strukturen auszeichnet. In den meisten Fällen stehen sowohl Tierschutz als auch Behörden der Situation hilflos gegenüber. Auch auf Barbados gibt es strenge Gesetze, die Hundekämpfe verbieten und genauso wenig umgesetzt werden wie ähnliche Gesetze auf anderen Inseln. Cornelia möchte versuchen, durch die Einführung von legalen, durch Tierfutterfirmen gesponsorten und von Tierärzten überwachten Wettkämpfe wie zum Beispiel Gewichtsziehen für Hunde die Verbreitung des kriminellen Wettgeschäfts zu beeinflussen.
Wir erhoffen uns von der Einführung eines Schulprogramms zu Tierschutzzwecken nicht nur eine kommende Generation mit Empathie und Verantwortung für andere Lebewesen; wir wollen aus dieser Generation auch einheimische Mitarbeiter heranbilden, die in ihren Gemeinden wichtige Aufgaben im Tierschutz und bei der Aufklärung ihrer Landsleute übernehmen können. Nur, wenn es uns gelingt, den karibischen Tierschutz, der auf den meisten Inseln erst Ende des 20. – Anfang des 21. Jahrhunderts begann und bis heute zum größten Teil von ausländischen Residenten betrieben wird, in der breiten Basis der Bevölkerung zu verankern und die Einheimischen als aktive Teilnehmer in den Tierschutz einzubinden, werden unsere Bemühungen dauerhaft erfolgreich sein…
…und solche Bilder werden der Vergangenheit angehören.
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Unser erstes Katzenkastrationsprojekt
in Santo Domingo mit Dr. Josef Beisl
03. – 18. August 2016
Kastrationskampagne im Namen des internationalen Tages für heimatlose Tiere!
Im Juni waren wir von der International Society for Animal Rights eingeladen worden, am 20. August am diesjährigen IHAD, dem internationalen Tag für herrenlose Tiere teilzunehmen, zusammen mit Tierschutzorganisationen aus den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Mexiko, Panama, Afrika, Malaysia und Singapur, und so wurde dieser Einsatz dem IHAD gewidmet.
Schon im Februar, als Anja Heß und Alfred Huber in den Peace Corps Dörfern in Barahona kastrierten, hatten wir Peace Corps Direktorin Adele Williams versprochen, auch ihren Katzenschutzverein Cat Lovers RD in Santo Domingo zu unterstützen.
Mit Dr. Josef Beisl, der in der ländlichen Region unseres Vereinssitzes praktiziert und daher auch viele verwilderte Bauernkatzen kastriert, war der ideale Arzt für diesen Einsatz gefunden.
Am 3. August machten sich Dr. Beisl und seine Freundin Julia Sedlmeier mit Rail and Fly auf den Weg nach Frankfurt. Dort endete die Reise erst einmal, denn der Flug war mit 6 Passagieren überbelegt und Condor brachte seine Gäste für eine Nacht im Hotel Steigenberger unter. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Madrid.
Dort wartete eine Maschine der Air Europa auf sie.
Und zwar mit 2 Plätzen in der Business Class!
Dort wartete aber auch eine böse Überraschung: Ein Koffer mit für den Einsatz unverzichtbaren Materialien war unauffindbar! Die sofort gestartete Suche blieb bis zum Abflug erfolglos.
Adios España…
Während der Flieger über dem Atlantik schwebte und sich langsam Santo Domingo näherte, verfolgten wir hier auf www.worldtracer.de die Suche nach dem Koffer und die beharrlich wiederkehrende Meldung: „Die Suche dauert an. Bitte schauen Sie später wieder nach!“
Santo Domingo, die Stadt mit den vielen Gesichtern…
…mit Prachtbauten…
…mit riesigen Einkaufszentren, mit Häusern, deren Fenster und Türen bis in
das dritte Stockwerk zum Schutz vor Einbrechern vergittert sind…
Für die Reichen ist alles da, was das Herz begehrt.
Da darf auch Royal Canine für das Haustier nicht fehlen!
Die Armen leben in Wellblechhütten in riesigen Slums entlang des Flusses.
Für arme Tiere bleibt der Müll als einzige Nahrungsquelle.
In diesem Labyrinth fristen, von Menschen unbeachtet, unzählige Katzen ihr kurzes, kümmerliches Dasein. Ihr einziger Erfolg: Arterhaltung dank ungeheurer Fruchtbarkeit. Ihnen haben sich die Cat Lovers RD, die Katzenfreunde der Republica Dominicana, gewidmet. Zu ihnen sind Dr. Josef Beisl und Julia Sedlmeier unterwegs.
Bei Ankunft war wunderbarerweise der verschwundene Koffer wieder da. Vermutlich war er in der zweiten Zubringermaschine von Frankfurt nach Madrid geflogen, die im Abstand von 35 Minuten gestartet war. Und so zeigt das erste Foto, das uns aus Santo Domingo erreichte, müde, aber glückliche Gesichter.
Untergebracht waren Dr. Beisl und Julia Sedlmeier im Hotel El Señorial, nur 100 Meter vom Einsatzort entfernt.
Hier, in der Halle der dominikanischen Scouts, fanden die Kastrationen statt.
Am Freitag, dem 5. August, wurde in der Halle von Emily Espinosa, Dr. Beisl und Tammy Simo aufgebaut und alles für den Einsatz vorbereitet. Ramon, Tammys Mann, hatte nach Angaben von Dr. Beisl 2 Kastrationsbretter maßgetreu angefertigt.
Der fertige OP-Bereich, umrahmt von unseren IHAD Postern, die den Einsatz begleiteten…
…zusammen mit unserem IHAD Banner.
Der OP-Tisch für die konventionelle Methode…
Die Halle hatte eine Klimaanlage und an Tischen und Stühlen herrschte bei den Dominican Scouts kein Mangel.
Und so konnte man sich den Luxus vieler verschiedener Stationen leisten,
was sich besonders bei der OP-Vorbereitung als vorteilhaft erwies.
Als Empfang diente die Rezeption der Scout Halle, abgetrennt vom OP- und Behandlungsbereich. Die Cat Lovers RD unterhalten kein eigenes Tierheim, sondern unterstützen mehrere Tierheime und Auffangstationen anderer Organisationen sowie private Betreuer von Katzenkolonien und so konnten auch viele verwilderte Katzen kastriert werden, obwohl die Cat Lovers bisher nur eine Falle besitzen. 80 – 90 % der Tiere waren von Tierschutzorganisationen vor der Kampagne eingefangene Streuner. Alle Tiere waren bereits vor Einsatzbeginn angemeldet. Tammy Simo und Emily Espinosa, die beiden Vorsitzenden der Cat Lovers RD, sind Perfektionisten, die nichts dem Zufall überlassen.
Jeden Morgen, bevor sie zur Arbeit ging, kam Tammy mit den Aufnahmeformularen für die Kastrationskandidaten des Tages und nahm die Tiere in Empfang.
Jede Katze erhielt ein Formular, auf dem Name, Geschlecht, Alter, Farbe und Gewicht eingetragen wurde, dazu Angaben über das Verhalten, den Gesundheitszustand , ob rollig, trächtig oder säugend, und die Lebensumstände, ob mit Besitzer, zu adoptieren oder wieder freizulassen und wenn ja, wann und wo. Abschließend enthielt das Formular eine Erklärung über die Risiken der Operation und eine Einwilligung in die Kastration und alle notwendigen Behandlungsmaßnahmen, die vom Besitzer oder dem für das Tier Verantwortlichen unterschrieben werden musste.
Angeliefert wurde in allem, was Katzen enthalten kann…
Der erste Patient heißt Amadeo, ein Waisenkind, eine Woche alt, mit einer Augenverletzung.
Der Säugling muss genährt werden…
Amadeo wird es schaffen, auch ohne Mutter. Sein Appetit ist gut und er erhält alle erdenkliche Liebe und Fürsorge.
Wilde Katzen werden in einen Kopfkissenbezug entleert und darin narkotisiert.
Friedlich schlafend tauchen sie wieder auf.
Danach gibt es Augentropfen, damit die Augen während der OP nicht austrocknen.
Und dann geht’s zur Rasur…
Vermutlich dem starken amerikanischen Einfluss auf die Veterinärmedizin in Santo Domingo zuzuschreiben und ungewohnt für deutsche Ärzte: Es wird großen Wert auf Haube, Maske und korrekte OP-Kleidung gelegt.
Die letzten Haare werden mit Einwegrasierern entfernt. Dann geht es zur nächsten Station.
Hier wird das OP-Feld desinfiziert…
…und in Frischhaltefolie verpackt, die, wie schon oft getestet, Abdecktücher perfekt ersetzt.
Diese Katze ist fertig vorbereitet und ab geht’s in die Chirurgie…
Dr. Beisl kastriert am Kastrationsbrett!
Für die Dominikaner eine Sensation, der sie anfangs mit Skepsis gegenüberstehen…
Was macht der Gringo mit den armen Katzen?
Doch die Skepsis weicht bald der Erkenntnis, dass mit dieser Methode die Katzen nicht nur sehr schnell, sondern auch mit sehr kleinen Schnitten kastriert werden können.
José, Student der Veterinärmedizin, lässt sich von Dr. Beisl die Technik erklären.
Diese kohlrabenschwarzen Füße und das niedliche Gesicht…
…gehören einem kleinen Kater, der natürlich liegend kastriert wird.
Alle Katzen kommen nach der OP zunächst auf ein Heizkissen, zugedeckt mit ihrem
medizinischen Protokoll, das die Tiere durch die gesamte OP begleitet.
Es ist das zweite Formular, das jede Katze erhält und es enthält spezifische Angaben zur Anästhesie, Art der OP, zusätzlichen Krankheiten und der jeweiligen Medikation. Besonders häufig traten infektiöse und parasitäre Erkrankungen der Haut und Hautpilze auf.
Den Katzen, die nach der Kastration wieder in die Freiheit entlassen werden sollten, wurde zur Kennzeichnung ein Stückchen von einer Ohrspitze entfernt.
Der Tierarzt hätte eine Kennzeichnung durch Tätowierung oder Chip sicher vorgezogen, doch die Verletzung ist wesentlich kleiner als die OP-Wunde.
Und scheue, nicht handzahme Katzen, die in Freiheit leben, müssen weithin sichtbar als kastriert zu identifizieren sein.
Wie man sieht, waren einige dabei…
Erst nachdem der Kreislauf stabil und die Temperatur wieder normal war und natürlich nach der entsprechenden Nachsorge – Entwurmung und Ohrenbehandlung – wurden die Katzen vom Heizkissen heruntergenommen.
Es war Dr. Beisl gelungen, für alle Katzen Broadline zu beschaffen, ein antiparasitäres Rundum-Wohlfühlpaket gegen innere und äußere Parasiten.
Wieder zurück in ihren Transportkästen, schlafen die Patienten ihren Narkoserausch aus.
12 Katzen wurden am Samstag, dem ersten OP-Tag, kastriert.
Am Sonntagmorgen ging es in das anderthalb Stunden entfernte San Pedro de Macoris zu einem schönen, sehr gepflegten Haus von 1916.
Im Haus trafen sie die Großmutter im Schaukelstuhl.
Die alte Dame schien etwas im Zweifel, was sie von der Sache halten sollte. Sonntags geht man in die Kirche und kastriert keine Katzen im Wohnzimmer!
Die Möbel wurden zusammengeschoben.
Zwischen Kerzen wird der OP aufgebaut.
Es ist ein frommes Haus. In einer Nische steht der Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte…“
José, der keinen Tag fehlte, operiert bereits am Kastrationsbrett synchron mit Dr. Beisl, wenn auch noch beträchtlich langsamer. Er wird einmal ein sehr guter Tierarzt werden, der hoffentlich viel für die armen Tiere seiner Heimat tun wird.
José und Tammy bei der OP-Vorbereitung, die auf dem Esstisch stattfindet…
…ebenso wie die Kastrationen der Kater…
…die Ohrreinigung…
…und andere Nachsorgeprozeduren, die Emily hier vornimmt.
Schnell füllt sich die Couch mit Patienten.
Bald ist dort kein Platz mehr.
Und so werden die operierten Katzen in Reih und Glied auf den Fußboden gelegt.
Bis auf eine kleine Erfrischung wurde von 11:00 morgens bis abends um 21:00 pausenlos gearbeitet.
19 Katzen sind kastriert, als Tammy, Josef Beisl, Julia, Emily, José und Tammys Mann Ramon
ins Amables zum Abendessen gehen.
Ab Montag wurde wieder in der Halle der Dominican Scouts operiert. Vormittags war Phillip da, ein Praktikant.
Das wäre eine Großfamilie geworden! Doch insgesamt gab es nur etwa 10 Trächtigkeiten und ungefähr genauso viele Gebärmuttervereiterungen.
Das lag sicher auch daran, dass viele sehr junge Katzen gebracht wurden.
Jegliche Fortpflanzung soll unterbunden werden. Katzen werden nur kastriert vermittelt. Adoptanten von Katzenbabies müssen sich verpflichten, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Am sichersten ist es natürlich, wenn der Termin bei der Adoption schon feststeht. Es gibt viele Tierärzte in Santo Domingo. Doch nur selten steht dem Tierschutz ein Chirurg zu Verfügung, der nicht unbezahlbar ist. Und so kastrierte Dr. Beisl viele Katzen zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Ein einziges Kätzchen wurde als zu jung zurückgewiesen.
Auffallend viele Kater waren Kryptorchide. Bei diesem hier hat der Chirurg selbst die post-operative Überwachung übernommen.
Am Dienstag gab es 2 Gebährmuttervereiterungen.
Eine Katze, Lyndica, hatte eine starke Entzündung im ganzen Bauchraum.
Es ging ihr sehr schlecht und sie kam an die Dauerinfusion. Abends wurde sie „stationär“ in Dr. Beisls Hotelzimmer aufgenommen und blieb über Nacht in ärztlicher Obhut. Bis zum nächsten Morgen hatte sie sich wieder erholt.
Es waren lange Tage. Begonnen wurde morgens um 8:00. Am Montag wurde bis 20:00 gearbeitet. 17 Katzen wurden kastriert. An Dienstag wurden bis 21:00 18 Katzen operiert.
Da braucht man schon mal eine kurze Ruhepause neben den schlafenden Patienten.
Der Mittwoch war ein freier Tag. Nur Lyndica musste versorgt werden und eine Katze, die sich die OP-Wunde aufgeschleckt hatte. Insgesamt mussten 3 Katzen nachbehandelt werden, weil sie an den Fäden geknabbert hatten.
Dann ging es zur Anprobe für den kommenden Sonntag, den “großen Tag”.
Am Sonntag wurden viele einheimische Ärzte und ein professionelles Fotografenteam erwartet. Da musste die OP-Kleidung tadellos sein.
Am Donnerstag waren 2 Studenten da, Luis und Chantal, die Tochter der Vorsitzenden der Mi Mascota Fundación. 17 Katzen wurden kastriert, davon 11 Kater. Eine Katze konnte sich losreißen und warf ein kostbares Fläschchen Ketamin um, bevor es gelang, sie wieder einzufangen. Bereits um 16:30 war Arbeitsende.
Zeit für einen Besuch am Strand…
…dem Strand von Boca Chica…
In den Tropen herrscht Tag-und-Nachtgleiche. Es blieb nur Zeit für ein Bad
und schon brach die Dämmerung herein.
Abendstimmung in Boca Chica…
Die Strandverkäufer unterhalten sich kurz auf dem Heimweg vor Boca Chicas seltsamem Wahrzeichen,
dem beflaggten, im Schlick steckenden Surfbrett.
Am Freitag brachte Adele Williams diesen kleinen roten Kater.
Er wog nur 700 Gramm.
Seine Hoden sind mikroskopisch klein.
Und er hat sehr schmutzige Ohren, die einer gründlichen Reinigung bedürfen. Aber als Findelkind von Adele dürfte er für sein weiteres Leben wohl ausgesorgt haben. 11 Katzen und 6 Kater wurden am Freitag kastriert.
Am Samstag um 8:30 begannen die Vorbereitungen für “den großen Tag”. Auch Adele war wieder da.
Die Dominican Scouts, die am Sonntag das Team verstärken sollen, werden in ihre Tätigkeiten eingewiesen.
Auch an diesem Tag wurden bis 19:00 wieder 16 Katzen kastriert, eine davon mit Gebärmuttervereiterung.
Am Sonntag wissen die Scouts genau, was sie zu tun haben und alles klappt wie am Schnürchen.
Zwei von ihnen fungierten als Transporteure und trugen die Katzen von Station zu Station. Sie waren zur Stelle, wann immer der Ruf „Taxi“ erschallte.
Dr. Pablo Burgos, selbst Mitglied der Cat Lovers RD, operierte zusammen mit seinem Assistenten Wilkin.
Morelba Rivero, die zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn eine Tierarztpraxis betreibt, die die Cat Lovers RD sehr unterstützt, war auch da. Senora Rivero ist selbst noch keine fertige Tierärztin. Dra Cotorrita arbeitet in der Praxis, doch in etwa einem Jahr wird auch Senora Rivero ihre Approbation haben.
Vier Studenten waren da, Chantal, Luis, Brian und natürlich José…
Zwei Kollegen tauschen sich aus…
Dr. Beisl und Dr Burgos fachsimpeln über OP-Methoden.
Lang hält es Dr Burgos nicht mehr auf seinem Stuhl. Während die andere weiter operieren…
…muss er unbedingt das Arbeiten am Kastrationsbrett kennenlernen.
Im Hintergrund wird fleißig Vorbereitung und Nachsorge betrieben.
Die Dominican Scouts kümmern sich vorbildlich um die operierten Patienten.
Außer der üblichen Ohrreinigung, Entwurmung und antiparasitären Behandlung wird hier auch das Fell gepflegt und die Krallenschere liegt bereit.
Vorsichtig werden Krallen gekürzt, dort, wo es nottut.
Dr.Beisl, Dr. Burgos und José. Dr. Burgos hat die Zusammenarbeit mit seinem deutschen Kollegen
offensichtlich genossen. 36 Katzen wurden kastriert.
Dr. Beisl und Julia Sedlmeier werden geehrt…
…mit echten Dominican Scout Halstüchern!
Endlich!
Am Montag erleben sie die Karibik so, wie man sie sich vorstellt…
So lässt es sich leben!
Doch sofort ist jemand da, der daran erinnert, dass die Arbeit längst nicht getan ist.
Am Dienstag geht es zur Diakimyi Auffangstation in San Chritobal.
Eine sehr gepflegte Katze mit Halsband und Leine erwartet sie auf der Veranda.
Etwa 30 Hunde und 40 Katzen haben hier Aufnahme gefunden.
Betrieben wird die Station von einer Frau und ihren 3 erwachsenen Kindern.
Die Hunde sind alle wunderschön und sehr liebenswürdig.
Doch die wenigsten von ihnen haben Aussicht, je vermittelt zu werden.
Ihr müsst draußen bleiben! Heute geht es nicht um Euch…
Operiert wird in einer Garage. Außer Dr. Beisl und José ist heute auch Wilkin, der Assistent von Dr. Burgos dabei.
Ein Stuhl auf einem Tisch…Und schon ist ein perfekter Platz für die Instrumente und alle anderen notwendigen Utensilien geschaffen.
Das Kastrationsbrett wird diesmal am Fenster befestigt. Eine Katze mit Gebärmuttervereiterungwar unter den Patienten.
Tammy bei der Nachsorge
9 sehr junge Katzen warten in einem Käfig, erst 3 Monate, alles Damen…
So klein und bald so fruchtbar…!
In Deutschland würde man noch Monate warten, doch wann kommt der nächste Tierarzt nach Diakimyi?
Alle haben die OP gut überstanden, auch dieser Zwerg. Nur 2 Katzen wurden abgewiesen, nicht, weil sie zu jung, sondern weil sie zu mager waren. Sie hätten die Narkose nicht überstanden. Eine Katze war am Vortag aus einer Mülltonne gerettet worden. Sie war so schwach, dass sie erst einmal an eine Infusion gelegt wurde.
9 schlafende Jungfrauen…
Für diese Katzenmutter ist es der letzte Wurf.
Koordinationsversuche beim Erwachen – Wo bin ich?
Auch diese kleine Katze wird nie mehr Junge haben.
Auf dem Herd steht ein großer Topf mit Reis und Bohnen für die Zweibeiner. Die Verpflegung war sehr gut, erinnern sich Dr. Beisl und Julia.
Draußen stehen viele Hundenäpfe, hergestellt aus den Böden der großen Plastikkanister mit Trinkwasser, die in jedem Supermarkt zu finden sind. Das Hundefutter: Ein undefinierbarer Brei, der viele satt machen muss. Was immer er enthält, erfüllt seine Funktion. Alle Hunde sind gut genährt und haben ein schönes Fell.
Katzennachschub kommt mit dem Motoconcho.
47 Katzen wurden an diesem Tag kastriert, 2 waren trächtig, 2 Kater waren Kryptorchiden, einer hatte beide Hoden in der Bauchhöhle.
Es ist 23:00, als das Team an diesem letzten OP-Tag nach Hause fährt.
Der letzte Tag in Santo Domingo…
Er wird für einen Einkaufsbummel genutzt.
Auch ein Besuch in einer der wunderschönen Galerien für haitianische Malerei darf nicht fehlen…
Und dann: “Der nächste Schritt Ihrer Reise…” Der Rückflug von Santo Domingo nach Frankfurt verlief ohne Zwischenfälle.
Noch einmal kam unser Banner zum Einsatz, am 21. August, bei einer Ausstellung, die von einem Tiermagazin veranstaltet wurde, wo jede Tierschutzorganisation von Santo Domingo einen Stand hatte und viele Tiere zur Adoption vorgestellt wurden.
Die International Society for Animal Rights bedankte sich mit diesem Tweet für die Teilnahme am IHAD 2016 und den Einsatz zur Populationskontrolle herrenloser Tiere.
Und während sich die Cat Lovers RD noch über 193 kastrierte Katzen freuen, freuen sich Adele Williams und ihre Peace Corps Volontäre bereits auf den nächsten Einsatz Anfang 2017 in den Dörfern von Barahona…
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Kastrationsprojekt in Samaná mit den Tierärztinnen
Dr. Julia Neumann, Dr. Monika Eickhoff und Dr. Anna Bremus
05.–09. April 2016
Isabel Gorski-Grobe, die vom 31.03 – 14. 04 in der Dominikanischen Republik war, hat den Bericht über diesen Einsatz als fotografisches Tagebuch in drei Kapiteln verfasst:
Kastrationseinsatz in Samaná (Teil 1)
Kastrationseinsatz in Samaná (Teil 2)
Kastrationseinsatz in Samaná (Teil 3)
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Erstes Kastrationsprojekt bei Peace Corps in Barahona
mit Anja Heß und Dr. Alfred Huber!
05.–19. Februar 2016
Vom 15. – 19.02. fand der erste Kastrationseinsatz des Vereins zur Hilfe und Förderung des kreolischen Hundes e.V. und der Associazione suizzera per l'aiuto e il supporto dei cani creoli mit den Tierärzten Anja Heß und Dr. Alfred Huber in Kooperation mit Peace Corps in vier Dörfern der Provinz Barahona statt.
Adele Williams, Leiterin von Peace Corps in der Dominikanischen Republik, und Diana Dau, Volontär.
Peace Corps wurde 1961 von John F. Kennedy als unabhängige Behörde zur Förderung der Völkerverständigung und des Friedens eingerichtet. Die Volontäre verpflichten sich für 27 Monate, in Entwicklungsländern in Bereichen wie Umwelt, Landwirtschaft, Aufforstung, Bildung, Gesundheit und ähnlichem tätig zu sein. Sie erhalten während dieser Zeit den ortsüblichen Lohn eines Einheimischen und Hilfe bei der Wiedereingliederung nach der Rückkehr in ihre Heimat.
Bereits während unseres ersten Einsatzes im Südwesten erhielt ich eine Anfrage zu einer möglichen Kastrationshilfe, an mich weitergeleitet von der A.A.A.S. in Sosúa an der Nordküste. Doch Zeit und Kapazitäten reichten nicht aus, um den Einsatz von Azua nach Barahona auszudehnen. Ich ahnte damals schon, dass dies „der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ sein könnte, aber 2 Jahre sollten vergehen, bis die Zusammenarbeit realisiert werden konnte.
Die ersten Tage des diesjährigen Einsatzes verliefen nicht wie gewohnt erfolgreich. Die Schwierigkeiten begannen bereits nach der Landung in Punta Cana, wo die gemieteten Leihwagen nicht zu Verfügung standen, weder für Anja Heß, Dolores Roher und die beiden Schweizer Helferinnen Alessia und Damiana am 12. 02., noch für Dr. Huber am 13. 02. Es dauerte jedes Mal ewig, bis ein kleiner Ersatzwagen beschafft war. Dolores erlitt auf der Fahrt nach Santo Domingo einen Migräneanfall, der sie für 36 Stunden außer Gefecht setzte.
Das schöne Hostel Casa Grande, in dem das Team im Vorjahr während der Kastrationen in der Favela La Cienaga gewohnt hatte, existiert nicht mehr. Stattdessen war eine Unterbringung in einem „Appartementhotel“ gebucht worden, welches sich als Geniestreich an Einfallsreichtum und Improvisationskunst entpuppte, wie sie in Entwicklungsländern üblich sind. Eine Reihe nicht zusammen liegender, aber leer stehender und vermietbarer Appartements wurden kurzerhand zum Hotel erklärt, ein Handy ersetzte die Rezeption, aber nur von 7:00 morgens bis 4:00 nachmittags. Danach hatte auch das Handy Feierabend, wie es den Gästen mitteilte, als sie hoch in den Lüften und ohne Netz im Anflug waren. Und so standen 4 erschöpfte Frauen, eine davon sterbenskrank, mitten in der Nacht vor einer verschlossenen Tür und verstanden die Welt nicht mehr. Sie mussten sich eine neue Unterkunft suchen und da sie morgens um 7:00 noch nicht ansprechbar waren, wurden ihre Appartements weitervergeben, doch zum Glück hatte das Appartementhotel noch weitere freie Unterkünfte. Dr. Huber musste nach seiner Landung feststellen, dass sein Gepäck in München geblieben war, konnte das Team in Santo Domingo per Handy nicht erreichen und stieß nach einer ähnlichen Irrfahrt, begleitet von Frau und Tochter, spät in der Nacht des 13. zu ihnen. Am 14. wollten die beiden Chirurgen den Zeitverlust wettmachen und möglichst viele Tiere in der Favela kastrieren, doch es ließ sich kein Kontakt zur Favela herstellen. Erst viel später erfuhren sie, dass in der Favela seit drei Tagen der Strom ausgefallen war. Nicht alle dort haben ein mobiles Telefon und so war der Kontakt zur Außenwelt unterbrochen. Die Kontaktperson, die sie am Eingang zur Favela hätte treffen sollen, befand sich auf der Suche nach einem Generator und es wurde abgeraten, ohne sicheres Geleit in die Cienaga zu gehen.
La Cienaga blieb für dieses Mal fern und unerreichbar.
Stattdessen beschloss das Team, den angebrochenen Tag im Nationalpark zu verbringen. Auch dieser Ausflug gestaltete sich abenteuerlich. Es begann mit einem Platten, dann folgten Straßensperren wegen des Karnevals, die zu Umwegen über fast unpassierbare Straßen zwangen, und ein Wolkenbruch.
Anja Heß kommentierte trocken: „Das Positive lässt sich wie folgt formulieren: Gottseidank stehen wir nicht gerade mitten beim Operieren unter freiem Himmel und kriegen den Wolkenbruch in die offenen Hundebäuche!“
Doch der Besuch des Nationalparks hat sich trotzdem gelohnt!
Eine Märchenwelt…
…mit Grotten…
…unterirdischen Seen…
… und prähistorisch anmutenden Bewohnern.
Am nächsten Tag verließen sie Santo Domingo und fuhren über Alonse, wo noch Material vom letzten Einsatz lagerte, nach Barahona…
…vorbei an Rinderherden…
…und malerischen kreolischen Häuschen.
Für die Peace Corps Volontäre war dies der erste Kastrationseinsatz und sie hatten sich rührend und vorbildlich bemüht, alles den Umständen entsprechend bestens zu organisieren. Sie hatten die mühselige Überzeugungsarbeit im Vorfeld übernommen, um den sehr armen und ungebildeten Dorfbewohnern, vielfach haitianische Feldarbeiter, Sinn und Zweck der Kastrationen zu erklären, hatten Kastrationskandidaten gelistet, passende Orte zum Operieren gesucht, eine Unterkunft in einem kleinen Hotel für die Ärzte und Helfer reserviert…
…in der Nähe von kleinen Läden und Restaurants, und einen ungefähren Einsatzplan erstellt, zu dem ich einen spanischen Flyer fabrizierte:
Abweichungen davon gab es nur am ersten Tag; Batey Cuatro war zeitlich nicht zu schaffen und muss bis zum nächsten Mal warten. Erstaunlich nahe lagen die realen OP-Zahlen an den Schätzungen der Peace Corps Volontäre, die ursprünglich mit etwa 20 Tieren pro Dorf und mit 16 im Batey Isabella gerechnet hatten. Überall wurden die Erwartungen um einige OPs überschritten, was die gute Vorarbeit und den guten Kontakt der Peace Corps zur Bevölkerung verdeutlicht. Kurzfristig war meine Kontaktperson Sophie erkrankt und musste in die Staaten fliegen, nicht ohne für Ersatz zu sorgen und uns sämtliche Kontaktdaten ihrer Kollegen schicken, die sich ebenfalls unglaubliche Mühe gaben und ständig versuchten, trotz begrenzten Internetzugangs die Verbindung zu mir zu halten.
Am 16.02. war es dann endlich soweit!
Auf nach Batey Isabella!
Der OP-Saal – eine Kirche!
Auf dem einfachen Holztisch, der sonst als Altar dient, wird heute kastriert werden…
…vor einer andächtigen Gemeinde!
15 Hunde und 2 Kater waren von aufgeregten Besitzern mit bangen Erwartungen gebracht worden.
Wie so oft, kamen besonders die Kinder mit ihren Tieren; hier bei der Patientenaufnahme. Den Stift in der Hand, wartet Vicky aus Alonse darauf, dass Dolores dem Hund das Tape mit der Nummer aufklebt, um dann die Patientendaten aufzunehmen. Vicky war schon im Vorjahr eine große Hilfe, auch als Dolmetscherin und Fotografin. Der Hund dreht den fremden Menschen lieber das Hinterteil zu…
Eine Süßigkeit dürfte wohl eher die Ausnahme in ihrem Leben sein…
Anja Heß, hier bei der Rasur, meinte angesichts des ungewöhnlichen Arbeitsplatzes: „Mit so viel göttlichem Bestand kann ja nix schiefgehen!!“
Davon war dieses kleine Mädchen nicht zu überzeugen. Starr vor Angst saß sie da mit ihrem Hund auf dem Schoß, bis er aus der Narkose erwacht war.
Der sichere Griff von Dolores ersetzt den Maulkorb, während Anja die Narkose injiziert.
14 Hündinnen wurden an dem Tag kastriert.
Nur ein Rüde war dabei und der schaffte es, noch rechtzeitig Reißaus zu nehmen – na dann, beim nächsten Mal!
Auf dem Heimweg nach diesem ersten ereignisreichen Tag erwartete sie ein weiteres Schauspiel. Sie fuhren an brennenden Zuckerrohrfeldern vorbei, die Greifvögel aus der Umgebung magisch anzuziehen schienen. Des Rätsels Lösung: Mit einem kontrollierten Feuer sollten Ratten, Schlangen und anderes Getier vor der Ernte aus den Feldern vertrieben werden, willkommene Beute für die Vögel. Doch diesmal waren die Feuer außer Kontrolle geraten; die Polizei sperrte die Straße und versuchte, dem Feuer mit Macheten entgegenzuwirken.
Am 2. Tag wurde in Palo Alto operiert, in der Möbelwerkstatt des örtlichen Frauenvereins, wo die Frauen hübsche Schränke, Betten und andere Möbel herstellen.
Auch sonst scheinen die Frauen recht emanzipiert zu sein. Eine Dame brachte eine junge Hündin und einen stattlichen Rüden. Ihr Mann zeterte im Hintergrund und verkündete lautstark seine Missbilligung. Die Dame erklärte kurz und bündig, ihr sei es egal, was ihr Mann davon hielt – die Hunde werden kastriert!
18 Hündinnen, 4 Rüden…
…und 3 Katzen wurden in Palo Alto kastriert, auch die Hündin der Peace Corps Volontärin Rebecca, die in diesem Dorf arbeitet.
Hier hatten die Ärzte den einzigen Hund mit einer schweren Verletzung zu behandeln, einem offenen Kiefer. Ganz konnte die Wunde nicht geschlossen werden, doch Anja Heß vertraut auf das in der Regel gute Immunsystem der dominikanischen Hunde…
Der kleinste Hund an diesem Tag (1,1 kg) hatte die meisten Flöhe.
Die Besitzerin hatte die kleine Hündin bereits für tot erklärt, nachdem sie sie in der Narkose immer wieder an den Ohren zog und keine Reaktion bekam. Doch pünktlich zum Feierabend war die Patientin wieder wach und Frauchen zog mit Hund, Floh- und Zeckenmittel glücklich davon.
Am 3. Tag wurde in Los Robles gearbeitet, dem Dorf der erkrankten Sophie, die kurzfristig in die Staaten hatte fliegen müssen. Die Kollegin Diana Dau aus dem Batey Isabella vertrat sie und Sophies Hündin wurde natürlich kastriert.
Operiert wurde in einem überdachten, nach allen Seiten offenen Raum, der normalerweise wohl für Versammlungen genutzt wird.
Auch an diesem Tag wurden wieder 22 Tiere kastriert, darunter 6 Katzen, 2 von ihnen hatten kürzlich geworfen und die Babies warteten zuhause. Ein kleiner Junge kam mit einer trächtigen Hündin und wollte ihretwegen die Schule schwänzen. Die Hündin wurde sofort kastriert, damit ihr Besitzer den Unterricht nicht versäumte.
Viele noch sehr junge Hunde wurden gebracht.
Viele der Hündinnen waren noch vor ihrer ersten Läufigkeit.
Schwere Krankheitsbilder trafen die Ärzte nicht an…
…aber sehr viele sehr magere Hunde.
Nach der Schule genossen die Kinder das aufregende Ereignis…
Am letzten Tag ging es nach Santa Maria, wo Volontärin Leyla schon mit Hunden und Katzen wartete.
Hier waren die kirchlichen Würdenträger empört in diese Einmischung in den „Plan Gottes“ und so wurde diesmal nicht in der Kirche operiert, sondern in einem Rohbau, der einmal ein Gemeindezentrum hatte werden sollen, doch irgendwann blieb der ambitionierte Plan auf der Strecke…
Und auch am letzten Tag waren es 22 Kastrationen.
Auch Leylas Katze und der Hund eines weiteren Volontärs wurden kastriert.
Ein Mann, wahrscheinlich unter kirchlichem Einfluss, holte den bereits vornarkotisierten Hund wieder vom OP-Tisch, den sein Sohn gebracht hatte. Er wollte lieber „eine Verhütungsspritze“ und Flohmittel…
Und dann war es auch schon Zeit für den Heimweg über Alonse, wo Vicky zurückblieb, nach Santo Domingo und dann nach Punta Cana. Dort stand das Flugzeug mit Maschinenschaden…
…die Passagiere wurden für eine Nacht in ein Luxushotel verfrachtet und Anja hatte einen Kulturschock, genau wie im letzten Jahr!
In wenigen Wochen werde ich selbst dort sein, in Barahona die Peace Corps Volontäre treffen, um zukünftige Einsätze zu planen. Ich hoffe, auch die Leiterin Adele William zu sehen, die eine große Tierfreundin ist und sich in Santo Domingo dem Katzenschutz widmet. Wir alle wollen eine dauerhafte Zusammenarbeit. In Samaná werde ich bei dem Einsatz mit Julia Neumann, Monika Eickhoff und Anna Bremus dabei sein und in Punta Cana werde ich mit RescátaMe über die Möglichkeiten für Tierschutz und Tourismus sprechen. Und im Gepäck habe ich das lang ersehnte spanische Tierschutzschulprogramm der Organisation ANPA Costa Rica!
I. Gorski-Grobe
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