Mein Besuch in der Dom. Rep.Tagebuch einer Reise(28.08. - 14.09.2012)
1. Zum ersten Mal bei der A.A.A.S.2. Ein Strand für Isabel…3. Reise nach Samanà4. Die Südküste5. Zurück in Sosúa6. Unterwegs mit Tanya und Tom7. Bei den Sugar Kids8. Mein letzter Tag9. Die Zukunft beginnt jetzt!Zum ersten Mal bei der A.A.A.S.Schon lange hatte ich unser Projekt in der Dom. Rep. besuchen wollen, um das bisher Erreichte einmal mit eigenen Augen zu sehen und mit neuen Ideen für Zukünftiges zurückzukehren. Und doch kam das Angebot eines besonders günstigen Fluges von der Reiseagentur Peter Menzel, die auch die Flüge all unserer Tierärzte bucht, sehr überraschend. Ich hatte nur 24 Stunden Zeit, mich zu entscheiden. Als Irene Müller-Weinzierl, auf deren Hundeplatz im Oktober 2011 unser Hundefest zur Unterstützung des RSP-Martinique stattgefunden hat, mir anbot, mich auf dem Vereinssitz Greinöd, unserem Vereinssitz, zu vertreten, gab es kein Halten mehr. Natürlich wollte auch ich nicht mit leeren Händen zur A.A.A.S. kommen und so schrieb ich all unsere Ärzte an und bat um Sachspenden. Die Post brachte viele Pakete nach Greinöd. Es kam soviel zusammen, auch für die Sugar Kids, die im Frühjahr ihre Schule bereitwillig für einen Kastrationseinsatz geräumt hatten, dass ich unmöglich alles auf diesen einen Flug mitnehmen konnte, beschränkt auf 20 Kilo Freigepäck und 8 Kilo Handgepäck. Der Rest wird Ärzten zukünftiger Einsätze mitgegeben werden. Ganz besonders herzlich möchte ich mich bei den Tierärzten Dr. Anne List, Dr. Tim Bonin, Dagmar Stech, Tarek El Kashef, Dr. Susanne Vogler, Heike Müller, Anja Hess und Dr. Katja Schirren bedanken. Ich landete spät abends in Puerto Plata. Ein bißchen mulmig war mir schon, als ich beladen mit so vielen Medikamenten zur Gepäckkontrolle schritt, schließlich konnte ich mich ja nicht als Arzt ausweisen, doch ich wurde freundlich hindurch geleitet. Draussen erwarteten mich Judy und Carl, der im Hotel Tropix arbeitet, wo schon viele unserer Ärzte Aufnahme fanden. Sie brachten mich zum Appartement von Wolfgang, Judys deutschem Freund. Er hatte es mir für meinen Aufenthalt zu Verfügung gestellt. Am nächsten Morgen laufe ich zu Fuss zu Judy, entlang am Sosúa- Cabarete Highway, vorbei an der Tankstelle, gleich dahinter das Schild von Dr. Bob, mit einem Rottweiler darauf , das auf einen ungepflasterten Weg weist. Wie oft habe ich anderen diesen Weg beschrieben, heute gehe ich ihn selbst zum ersten Mal, mit einigem Herzklopfen. Am Ende des Weges stehen einige, nicht all zu grosse Häuser: Rechts der Zugang zu Dr. Bobs Klinik, links Judys Häuschen, dazwischen, etwas zurück versetzt, die A.A.A.S. Klinik.
Auf dem Klinikgelände tummeln sich die Jüngsten.
Hinter Judys Haus befindet sich die PetLodge mit Zwingern… Die Pet Lodge bietet auch einen Pflegeservice an und Frank, Judys rechte Hand in der Lodge, ist ein perfekter Hundefriseur. Wenig später stehe ich zum ersten Mal im Allerheiligsten, im OP, wohin ich in den letzten Jahren so viele Ärzte geschickt habe. Meine Gefühle lassen sich schwer beschreiben; Glück, Freude, Aufregung, eine Art emotionaler tropischer Wirbelsturm… Am meisten aber empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit, für alles, was wir bisher erreichen durften und allen gegenüber, die uns auf dem Weg hierhin unterstützt haben! Judy staffierte mich mit Fahrrad und Handy aus, lieh mir ihre Kamera, weil meine gleich nach Ankunft den Dienst versagte, und fuhr mit mir zu einheimischen Gemüsehändlern. Und schon war ich autark! Ein Strand für Isabel…Am zweiten Tag fragte Judy mich, ob ich nicht eine Bestandsaufnahme von Sosúas Strand machen könne, im Hinblick auf ein kommunales Meeting zu dem Thema "Unser Dorf soll schöner werden", an dem auch Judy teilnahm, zum Schutz der Strassentiere. Schon seit einigen Monaten fehlte ein Volontär, der sich dieses Strands annahm. Also bewaffnete ich mich mit Stift und Zettel und zog los.
Es werden Liegestühle vermietet, Strandhändler sind unterwegs. Viele Menschen arbeiten hier und für Tiere ist das natürlich eine gute Nahrungsquelle. Ich notierte, wieviele Hündinnen, Rüden, Welpen, Katzen und Kätzchen ich sah, welche von ihnen schon kastriert zu sein schienen und wer noch operiert werden musste sowie den Gesundheitszustand, Zecken- und Flohbefall, offensichtliche Verwurmung, beginnende Räude, Ohren- und Augenentzündungen, Lahmheiten und Verletzungen. Es wurde eine recht lange Liste. Immer wieder wurde ich gefragt, warum denn niemand mehr käme von der A.A.A.S. "Mañana…" konnte ich nur immer wieder sagen, und später: "Judy, es hilft nicht, morgen müssen wir dahin. Ich habe es alle versprochen." Und so wurde am nächsten Morgen ein Werkzeugkasten mit Wurmkuren, Frontline, Ohren- und Augensalbe, Shampoo und Ivermectin gefüllt, und los ging's. Ivermectin ist das Allheilmittel in der Dom. Rep. Es bekämpft innerlich alle Würmer inclusive Herzwurm und wirkt von innen nach aussen gegen Flöhe, Zecken und die Räude verursachenden Milben. Ein Hund, der einmal im Monat Ivermectin erhält, kann zwar noch von Zecken gebissen werden, sie sterben aber, bevor sie sich vollgesaugt haben. (Nicht zu verwenden bei MDR 1 Gendefekthunden!) Bereits am Eingang zum Strand wurden wir von zahllosen Menschen angesprochen, die Medikamente für ihre Tiere zu Hause benötigten. Unsere Werkzeugkiste schien sich zu leeren, bevor wir den Strand überhaupt betreten hatten, bis Judy die glorreiche Idee hatte; "Stop, heute machen wir die Strandtiere, und morgen kommst Du wieder mit den Medikamenten für die Leute, deren Tiere zuhause sind." Und weiter ging's. Judy verteilte und erklärte, ich passte auf und lernte und notierte nebenbei die Namen und Telefonnummern der Leute, deren Tiere bei der nächsten Gelegenheit kastriert werden sollten.
Ich frage, ob Hunde oder Katzen vorhanden sind; wie alt, wie gross, wie schwer sie sind und was für gesundheitliche Probleme sie haben. Unglaublich, wie weit man mit 3 Brocken Spanisch und Gesten kommt! Ruffino meldet seinen Hund zum nächsten Kastrationstermin an, während ich sorgfältig die richtige Dosis Ivermectin für das Tier auf die Spritze ziehe …
Diese junge Dame braucht medizinisches Shampoo für ihren Hund, der ein Hautproblem hat. Als ich zurück nach Deutschland flog, waren alle Tiere medikamentös versorgt, auch alle Katzen hatten ein Spot on bekommen. Ich kannte alle Leute mit Namen und alle Tiere, und alle kannten mich. Zum Schwimmen bin ich allerdings nur einmal gekommen. Ich konnte viele Kastrationstermine vereinbaren … … und so manchen, der bisher seinen Rüden nicht so "degradieren" lassen wollte, überzeugen, dass es wichtig sei, auch sein männliches Tier kastrieren zu lassen, um Stickersarkom oder Verkehrstod durch Streunen (und ganz nebenbei weitere Zeugung…) zu verhindern.
Noch zu klein für Ivermectin, bekommt er eine Wurmkur für Welpen und eine kleine Portion Spot on gegen die Milben, die die Räude verursachen. Nach der Behandlung gibt es Hühnchen. Der Kleine kann es schaffen, wenn die Menschen die ihn betreuen, die nötige Unterstützung bekommen.
Princessa ist eine ältere Hundedame, längst kastriert, die unter einem infizierten Ohr und Arthrose leidet. Sie betrachtet mich mit Argwohn.
Schmerzmittel für die Arthrose gebe ich Princessas Herrchen. Er kümmert sich rührend um sie und man kann sich darauf verlassen, dass sie ihre Medikamente bekommt. Ich war sehr beeindruckt, wie zugänglich die Menschen waren, wie sie sich bemühten, nach ihrem Wissen, das Richtige für ihre Tiere zu tun und wie sie sich freuten, wenn ihren Tieren geholfen wurde. Immer wieder wurde ich mit Getränken versorgt. Roberto ist so einer. Er hat zwei Hunde, Chiquita und Negrita, und eine Katze, alle sehen sehr gepflegt aus.
Chiquita und Negrita sind für den nächsten Kastrationstermin vorgemerkt. Negritas Papa, der genau so aussieht wie sie, lebt nur ein paar Meter entfernt. Sein Besitzer ist Franzose und betreibt ein Strandrestaurant. Wie viele Dominikaner hat auch er seine eigene Männlichkeit auf seinen Rüden projiziert und sich bisher strikt geweigert, ihn kastrieren zu lassen. Doch nun haben seine Partnerin und ich es mit vereinten Kräften und in tagelangen Diskusionen geschafft, ihn zu überzeugen und er hat seinen Hund zum nächsten Termin angemeldet. Ein weiterer Roberto war zu Recht besorgt, dass seine Hündin bald läufig und dann wieder trächtig werden könnte, und so beschloss Judy, für "Mariposa" einen Sondertermin einzurichten (Dr. Giselle war gerade in der Nähe) und den "hot dog" schleunigst vom Strand zu holen. Judy wartete im Truck, während ich Mariposa holte.
Ich musste sie den ganzen Strand entlang tragen - Roberto musste bei seinen Liegestühlen bleiben. Mariposa war schwer und ich setzte sie immer wieder ab und bat sie, doch wenigstens ein paar Schritte zu tun , erfolglos und zur grossen Erheiterung aller Anwesenden.
Ganz am Ende des Strands gab es noch ein Restaurant mit einer Kastrationskandidatin, die mich hier freudig begrüßt … …und einem besonderen Sorgenkind, das ich auch habe impfen lassen. Beim ersten Besuch sah der Kleine gar nicht gut aus, hatte Schrammen und Hautprobleme. Heute gefällt er mir schon viel besser. Und mit dem freundlichen Herrn neben mir hatte ich auch eine "fruchtbare" Diskusion über Rüdenkastration. Reise nach SamanàIn der zweiten Woche unternahm ich eine Reise mit dem Bus nach Santa Barbara di Samanà, wo Kim Beddall, Sekretärin der A.A.A.S., lebt. Kim Beddall hat das whale watching in der Dom. Rep. eingeführt. Jedes Jahr kommen in den Wintermonaten die Buckelwale zur Paarung in die Samanà Bay. Kim lebt schon seit 27 Jahren hier, Sie kümmert sich um Gross-, Klein- und Meerestiere und teilt ihr Haus mit derzeit 17 Hunden. Es sieht ein bißchen aus wie in Greinöd und ich fühle mich gleich zuhause. Kim holte mich vom Bus ab, auf der Ladefläche ihres Trucks in einem Transportkäfig befand sich ein Bild des Jammers: Ein junger Rüde, stark abgemagert, von Räude zerfressen, mit verletztem Penis. Bei näherem Hinsehen glaubte ich, am Penis eine Wunde zu erkennen, wie sie typisch vom Fangzahn eines Hundes veruracht wird. Am nächsten Morgen brachte eine Frau ein völlig dehydriertes Kätzchen in erbärmlichem Zustand. Kim rief Dr. Francis an, ein junger dominikanischer Arzt, der sehr einfühlsam und sensibel behandelt.
Meine Befürchtungen bestätigten sich: Der Penis des Rüden war durch Hundebisse förmlich zerfetzt, dazu kam der schlechte Allgemeinzustand.
Ausser ein paar guten Mahlzeiten in den letzten Tagen seines Lebens hat er wahrscheinlich nie etwas Gutes erlebt. Er wurde auf Kims Farm beerdigt. Immer wieder gab es während meiner Reise auch solch bittere Momente, immer wieder bin ich dem Tod begegnet. Mehr denn je bin ich von der Wichtigkeit unserer Arbeit überzeugt. Wir dürfen nicht aufhören, einiges haben wir schon erreicht aber es bleibt noch unendlich viel zu tun. Kim und ich tauschten viele Gedanken und Ideen aus, angefangen von der notwendigen Förderung einheimischer Ärzte, die Interesse am Tierschutz haben bis hin zu einem ebenso wichtigen Schulprogramm für Kinder und Jugendliche, wie es auf der Insel Dominica existiert, um jungen Menschen die Liebe zum Tier zu lehren. Zur Zeit kommen zweimal pro Jahr Ärzte einer amerikanschen Universität nach Samanà, um Gross- und Kleintiere zu kastrieren, doch das reicht nicht. Kim möchte, dass Dr. Francis 10 Tiere pro Woche kastriert. Dr. Francis hat bereits 40 Tiere unter den Augen von Dr. Sue Harvey selbstständig kastriert, braucht aber noch weiteres chirurgisches Training. Und ausserdem müssen natürlich die entsprechenden Fördermittel zur Verfügung stehen.
In den Hügeln ein paar Kilometer landeinwärts von Santa Barbara di Samanà hat Kim auf 76.000 qm ein Refugium geschaffen, das man nur als eine Art tropisches Aiderbichl bezeichnen kann.
Dieser wunderschöne Hengst hat ein Loch zwischen Vorderbein und Rippen, das bis hoch hinauf in die Schulter reicht. Es heilt schlecht und muss täglich versorgt werden. Dieses Muli hat eine Geschwulst am Fesselgelenk, die mehrfach operiert wurde und nun immer kleiner wird.
Schweine haben hier eine wichtige Aufgabe. Sie "pflügen" das Land, auf dem später Gras angeplanzt wird, das besser als Pferdefutter geeignet ist als das ursprüngliche.
30 ungiftige Schlangen hat Kim auf der Farm angesiedelt, bevor sie von unwissenden Menschen erschlagen wurden. Hier sollen in Zukunft auch Kinder im Rahmen eines Erziehungsprogramms Tiere kennen und lieben lernen. Und hier, wußte ich plötzlich ganz spontan, soll es auch einmal eine Einrichtung des Vereins zur Hilfe und Förderung des kreolischen Hundes e.V. geben, um unsere Aufgaben vorort noch intensier wahrnehmen zu können.
Die SüdküsteNach 3 Tagen setzte ich meine Reise nach Süden fort; mit einem kleinen Boot über die Samanà Bay und dann weiter mit Bussen über San Pedro de Macoris und La Romana nach Bayahibe. Denise Zdena hatte mir einmal auf Facebook geschrieben: "Wenn Du jemals in den Süden der Dom. Rep. kommst, besuche uns. Wir versuchen hier, etwas Ähnliches zu machen wie die A.A.A.S. an der Nordküste." Nun, das wollte ich sehen. Bayahibe ist ein freundlicher kleiner Ort, der Touristen im Bereich Wassersport viel zu bieten hat, aber nicht die Villen millionenschwerer Besitzer und großen Hotels aufweist, die das Bild der Touristenhochburgen um Punta Cana prägen. Denise und ihr Mann betreiben dort eine Tauchschule. Wir trafen uns am Ortseingang. Sie stellte mir Yanela Hoyo vor, die vor 2 Jahren die Organisation Collares Rojos (Rote Halsbänder) ins Leben gerufen hat. Yanela, die ursprünglich aus Kuba stammt, hat ihr Restaurant verkauft und ihren Beruf aufgegeben hat, um ganz für den Tierschutz da zu sein.
In den nächsten Tagen fungierte ich als "Gassigeher" für die Hunde der Auffangstation und begleitete Yanela auf ihren Streifzügen durch Bayahibe. Überall, wo ein Tier in Not ist, hilft sie, den herrenlosen Straßentieren genauso wie den Tieren, deren Besitzer sich nicht richtig um sie kümmern (können). Wir besuchten täglich einen Chow Chow, dessen alleinstehender Besitzer im Krankenhaus lag. Ohne Collares Rojos wäre das Tier verdurstet oder verhungert. Einmal im Monat kastrieren 5 Ärzte ca 50 - 60 Tiere in Bayahibe, 4 von ihnen, ein Arzt aus Puerto Rico und 3 Dominikaner arbeiten in einer Klinik in Santo Domingo. Sie übernachten bei Yanela. Der fünfte ist der ebenfalls aus Puerto Rico stammende Dr. José, der früher auch in Santo Domingo arbeitete, nun aber eine Klinik in Bayahibe hat, wo Yanela und ihre Mutter arbeiten. Dr. José hat seinen "normalen" Kundenstamm, arbeitet aber für den Tierschutz zum Selbstkostenpreis, genau wie seine Kollegen aus Santo Domingo. Die Materialkosten für eine Kastration + Tollwutimpfung betragen 550 Pesos, umgerechnet ca 10 Euro. Collares Rojos sammelt die Spenden zum größten Teil über Facebook. Und ich konnte sehen, dass in Bayahibe, genau wie in Sosúa, die meisten Tiere kastriert und wohlgenährt sind. Viele kommen jetzt aus dem Umland zu den monatlichen Kastrationseinsätzen. Doch Collares Rojos musste auch schlimme Rückschläge hinnehmen. Mehrfach wurden größere Gruppen kastrierter Hunde von Hotels vergiftet. Und Yanela wusste von furchtbaren Mißhandlungen zu berichten, von Hunden, die vergewaltigt oder mit Säure überschüttet worden waren, wie die arme Amore, die nur knapp dem Tod entrann, nun aber bald adoptionsfähig ist.
Das Land für die Auffangstation von Collares Rojos wurde von Carmen kostenlos zu Verfügung gestellt. Sie ist Yanela auf ewig dankbar für die Hilfe, die sie erfuhr, als sich die tierliebe Dominikanerin mit der Aufnahme von einem Dutzend Hunden völlig übernommen hatte.
Ich lernte Dr.José eines Abends kennen, als ich mit Yanela und einer Hündin in die Klinik fuhr, bei der sich plötzlich eine schnell wachsende Geschwulst am Bauch gebildet hatte. Sie fieberte und war recht apathisch. Ich erlebte eine einzigartige Klinik, in der sich die Patienten frei bewegen dürfen, wenn sie nicht gerade in Quarantäne sind oder der Ruhe bedürfen. Dr. José hält nichts vom Eimsperren der Tiere in Boxen.
Das Stickersarkom wird bei der Paarung übertragen, kann aber überall am Körper auftreten, wenn sich zum Beispiel Welpen bei der Geburt bei ihrer erkrankten Mutter infizieren. Nach 3 Tagen fuhren Yanela, Dr. José und Annabelle, eine der Ärztinnen aus Santo Domingo nach Cabrera im Norden, wo ein Kastrationseinsatz von Animal Balance stattfand, einer großen amerikanischen Tierschutzorganisation. Ich fuhr mit, da ich auch nach Norden musste und mich sehr gern einmal mit Emma Clifford von Animal Balance unterhalten wollte über ihre Erfahrungen mit Neutersol, einem Medikament zur Kastration von Rüden mittels Injektion in die Hoden. Animal Balance hat Neutersol auf Samoa und Galapagos in grossem Umfang eingesetzt. Mit von der Partie waren kanadische Freunde von Collares Rojos, die nach Cabarete wollten und mich bis zu Judys Haustür mitnahmen. Auf meinem Schoß reiste ein junger Rüde, kaum 6 Monate alt, der von einem Auto schwer verletzt worden war und gerade noch rechtzeitig gerettet wurde, bevor er in einer Mülltonne verschwand. Er wurde unterwegs an eine Freundin von Collares Rojos übergeben, die ihn zur Klinik in Santo Domingo brachte, wo die Schraube, die noch in seiner Hüfte steckte, entfernt werden sollte. Ausserdem sah der kleine Kerl einer Behandlung gegen mehrere Stickersarkome im Lefzenbereich entgegen. Er hatte sich wohl im Geburtskanal seiner befallenen Mutter angesteckt.
Es entspann sich eine interessante Diskussion zwischen Emma, den Collares Rojos Mitgliedern und mir. Es ging dabei um die immer wieder vorkommenden Vergiftungen kastrierter Tiere in Kommunen, an Hotelanlagen und an Stränden, und die Möglichkeiten, dagegen anzukämpfen. Ich beschrieb den Weg, den der TSV auf Antigua gewählt hat, um die Erlaubnis zum Kastrieren zu erhalten. Die Regierung von Antigua hatte die Tötung aller Strassenhunde beschlossen. Mitglieder des Tierschutzvereins von Antigua sammelten Tausende von Briefen, geschrieben von Touristen, die erklärten, dass sie nicht mehr auf einer Insel Urlaub machen würden, wo die Tiere getötet statt kastriert würden. Die Botschaft wirkte , die geplante Massentötung wurde abgeblasen und der TSV Antigua erhielt die Genehmigung zum Kastrieren. So eine Taktik müsste sich doch auch im Fall von Vergiftungen einsetzen lassen, schließlich ist auch in der Dominikanischen Republik der Tourismus die wichtigste Industrie. Über Neutersol konnten Emma und ich uns nicht mehr unterhalten, denn Yanelas kanadische Freunde wollten weiter nach Cabarete, und ich fuhr mit ihnen nach Sosúa. Emma und ich tauschten Adressen; wir werden in kommenden Jahren noch viel Diskussionsstoff haben. Yanela, Anabelle und Dr. José blieben; sie wollten die Unterstützung von Animal Balance zur Durchführung von Kastrationsprojekten in La Romana und Higuey gewinnen, zwei Städten voller Elend, aber viel zu gross für eine kleine Organisation wie Collares Rojos. Zurück in SosúaZurück in Sosúa, ging es natürlich sofort wieder an "meinen Strand".
Dieser kleine Welpe hätte noch seine Mutter gebraucht, wie so viele, denen ich hier begegnet bin. Ich habe ihn entwurmt und bei der A.A.A.S. Geld für seine Impfung hinterlassen.
Am Strandende sah ich endlich Funky Punky wieder. Ich hatte ihn seit meinem ersten Besuch nicht mehr gesehen und mir grosse Sorgen gemacht, denn er hatte gar nicht gut ausgeschaut: An seinem Hals bahnte sich eine fette Made den Weg ins Freie, an der Kehle hatte er eine grosse , stark entzündete Stelle und er hinkte stark. Nun sah er viel besser aus. Die Made war verschwunden und die Entzündung war sehr zurückgegangen. Er lahmte zwar noch, aber das kam von einer alten Fraktur. Er ist in seiner Jugend angefahren worden, erzählte Linda, die freundliche Französin, die dort ein Restaurant betreibt. Sie kümmert sich um ihn, füttert ihn und hat ihn auch getauft. Sie hat ihn für den nächsten Kastrationstermin angemeldet. Beim meiner Rückkehr hatte mir Judy mitgeteilt, dass es Nachfolger gäbe, die meine Arbeit am Strand fortführen wollten:
Colleen arbeitet im Secondhandladen der A.A.A.S. und Lee ist „Gassigeher“ bei der Pet Lodge. Ich war überglücklich! Und ich erlebte 2 Adoptionen mit: Ein deutsches Ehepaar, das seinen Ruhestand in der Dom. Rep. verbringen will, adoptierte Tyson. Sie kamen bereits am nächsten Tag wieder, um uns zu besuchen. Sie waren begeistert von Tyson ud wollen die A.A.A.S. auch in Zukunft unterstützen.
2 wichtige Termine hatte ich noch in dieser letzten Woche:
Unterwegs mit Tanya und TomTanya und Tom haben das Gebiet, das sie betreuen, in 7 Bezirke aufgeteilt, in denen jeweils etwa 100 Hunde leben. Ein bis zweimal im Monat, je nach Bedarf, besuchen sie sie. Sie sind also praktisch jeden 2. Tag unterwegs. Dazu kommen die Einsätze während der Kastrationsprojekte, wo sie die zu operierenden Tiere abholen und wieder nach Hause bringen. Tom hilft bei den OP-Vorbereitungen, während Tanya all die wunderbaren Photos macht, ohne die unsere Berichte nicht zu denken wären. Tanya und Tom nehmen mich mit in eines der ärmsten Viertel. Auch Tanya und Tom haben eine Werkzeugkiste umfunktioniert, gefüllt mit ähnlichem Inhalt wie ich ihn zum Strand mitnehme. Zuerst besuchen wir "Shelf girl", das Regalmädchen, so genannt, weil sie eine Zeitlang auf einem alten Regal nächtigte, das dort auf der Strasse stand. Shelf girl ist ein reiner Strassenhund und muss regelmassig zugefüttert werden.
Diese junge Frau hat eine trächtige Hündin. Sie will sie kastrieren lassen, aber erst nach der Geburt der Welpen. Sie projiziert ihre eigenen mütterlichen Gefühle auf ihre Hündin. Tom muss das akzeptieren. Es ist ein netter Gedanke, lässt aber die A.A.A.S. Sorge tragen für einen weiteren Wurf junger Hunde.
Die Kinder begleiteten uns überall hin. Immer wieder ziehen sie uns in versteckte Winkel : "Hier gibt es noch ein Kätzchen, und da einen Hund!" Sie schleppen Tiere herbei, damit auch ja alle versorgt werden und keiner vergessen wird. Gebannt schauen sie zu, als dieses Kätzchen seine monatliche Portion Ivermectin erhält.
Tanya und Tom haben hier einmal für ein Kind eine Geburtstagsfeier veranstaltet, mit 50 kleinen Gästen.
Ich komme um eine Ecke und sehe einen überaus liebenswürdigen Rottweiler, der angekettet ist. Tanya beruhigt mich: „Geoffrey“ wird spazierengeführt (…was leider nicht bei allen angeketteten Hunden, die ich gesehen habe, der Fall ist…). Man will nur den kostbaren Rassehund nicht allein frei laufen lassen. Wieder einmal keimt der Wunsch in mir auf, im Rahmen eines zukünftigen Erziehungs- und Aufklärungsprojekts auch einmal einen Hundetrainer hier zu haben, der den Menschen zeigt, dass ihre wunderbaren Mischlinge genauso gelehrig und soviel wert sind wie jeder Rassehund. Die Beziehung der Menschen zu ihren Tieren könnte dadurch enorm gestärkt werden. (Geoffreys Begrüßung war eine Explosion, weshalb auch alle Bilder total verwackelt sind!)
Bei den Sugar KidsIm Mai 2012 fand eines unserer Kastrationsprojekte mit Dr. List, Dr. Bonin und Dagmar Stech in einer kleinen Schule statt. Hier begegneten wir zum ersten Mal von den Kindern der Sugar Kids School und ihren wunderbaren Lehrern, die so bereitwillig ihre Schule für unsere Ärzte geräumt hatten. Der Unterricht fand während des Einsatzes in einem gegenüberliegenden Haus statt.
Bei den Sugar Kids handelt es sich ausnahmslos um Kinder armer haitianischer Landarbeiter, die normalerweise keine Schule besuchen könnten, sei es, dass ihre Eltern nicht offiziell in der Dom. Rep. leben oder sie sich schlicht und ergreifend die Schuluniform nicht leisten können. Haiti gehört zu den ärmsten Ländern der Welt , auch ohne Erdbeben und Überschwemmungen. Auch auf anderen Karibikinseln, zum Beispiel in den Französischen Antillen, schneiden Haitianer Zuckerrohr , aus dem der beliebte karibische Rum destilliert wird. Sie bleiben meist jahrelang , ihre Kinder werden dort geboren, ohne legale Papiere und ohne Rechte. Zuckerrohrschneiden ist eine Arbeit, die sonst keiner mehr machen will. Zu sehr erinnert sie die Menschen in der Karibik an die Zeiten der Sklaverei.
Damit die Kinder nicht als Analphabeten aufwachsen, werden sie von Lehrern unterrichtet, die ehrenamtlich arbeiten und dazu noch alles Erdenkliche tun, um für den Erhalt der Schule zu sorgen. Als unsere Ärzte da waren, hatte die Schule gerade einen Ofen als Spende erhalten und nun wurden Backbleche, Schüsseln, Förmchen, Quirle, Spatulas, Mehl, Eier, Butter, Zucker und Milch gesammelt, um Kekse zum Verkauf backen zu können und so zum Unterhalt der Schule beizutragen. Wir starteten sofort einen Spendenaufruf und auch unsere Tierärzte sammelten nach ihrer Rückkehr fleissig für die Sugar Kids. Als ich im September zum ersten Mal selbst in die Dom. Rep. fliegen konnte, um unser Projekt zu besuchen, hatte ich zwei schwere Taschen bei mir, mit Kleidung, Schuhen, Spielsachen und Schulbedarf, gesammelt von unseren Ärzten und Mitgliedern der Gemeinde Eichendorf, und eine kleine Geldspende. Als ich dann die Schule betrat, klang aus allen Kehlen „Frère Jaques“, eine Melodie, die oft die Ops unserer Tierärzte begleitet hatte. Alle sprechen französisch, eine Sprache, die ich seit meinen Jahren in den Französischen Antillen beherrsche, und so konnte ich mit allen in ihrer Muttersprache reden.
Als ein kleiner Junge ein Matchboxauto in meiner Tüte sieht, ist er nicht zu halten. Mit einem Freudenschrei stürzt er sich darauf und reisst es mir aus der Hand. Dies kleine Mädchen schaut etwas bekümmert. Sie heisst Danielle. Als ich sie frage, was sie sich wünscht, flüstert sie: „Eine Puppe!“ Danielle, Du sollst Deine Puppe bekommen!
Die Küche, in der die Kekse gebacken werden, den kleinen Garten, den die Kinder selbst anlegen, die Bücherei, in der eine beträchtliche Menge gespendeter Bücher stehen, in englisch, französisch und spanisch, sicher nicht alle zum Unterricht geeignet.
Die Kinder, die hier jeden Morgen wie aus dem Ei gepellt erscheinen und so fleissig französische Grammatik lernen, haben Hunger. Sie können sich meist nicht richtig satt essen zuhause und der Schule fehlt das Geld, um ihnen eine Mahlzeit zu servieren. Jeden Monat kämpfen die Lehrer, um die Miete für das Häuschen und die lächerlich kleine Elektrizitätsrechnung – etwa 10 Euro! – zu bezahlen. Dabei kommen die erfindungsreichen Lehrer auf immer neue Ideen. Beim Keksebacken ist es längst nicht geblieben.
Unter anderem werden wunderschöne Papierblumen hergestellt, doch die neueste Schöpfung der kreativen Lehrer ist einfach unglaublich:
Der Abschied ist sehr herzlich und ich gehe mit dem sicheren Gefühl, dass wir unbedingt weiterhin versuchen müssen, den Sugar Kids und ihren Lehrern zu helfen. Für Weihnachten werden wir mithilfe der Lehrer versuchen, jedem Kind einen kleinen Wunsch zu erfüllen und die Geschenke einem Freund mitgeben, der zwischen Dezember und März in die Dom. Rep. fliegt. Was aber wirklich Not tut – und das kann unser kleiner Verein nicht allein leisten! - das ist eine regelmäßige Unterstützung der Schule, um eine Schulspeisung einzuführen, die notwendigen Lehrmittel anzuschaffen und die Hilfe zur Selbsthilfe dieser engagierten und kreativen Lehrkräfte zu fördern. Ich bemühe mich, in unserem Landkreis Interesse für die Sugar Kids School zu wecken und unsere Tierärzte Dr. List und Dr. Bonin, die die Kinder ja während ihres Einsatzes selbst kennengelernt haben, leisten wahrhaft Wunderbares in ihrem Umfeld. Gemeinsam konnten wir den Sugar Kids bis zum 07.11.2012 bereits 415 Euro Soforthilfe senden und die Bemühungen um Unterstützung gehen weiter. Keine Frage, dass auch in Zukunft weitere Kastrationseinsätze in der Sugar Kids School stattfinden werden! Mein letzter TagAn meinem letzten Tag stand ich früh auf. Ich wollte noch einigen Leuten am Strand Medikamente bringen und mich später mit meinen Nachfolgern Colleen und Lee treffen, um sie einzuführen. Es war noch ruhig, als ich den Strand erreichte. Nicht weit vom Eingang, bei den Waschräumen, fand ich ihn dann: Piggy, ein junger, von der A.A.A.S. kastrierter Rüde, der sich oft beim Secondhandladen der A.A.A.S. aufgehalten hatte. Er war offensichtlich vergiftet worden. Ich rief Tanya und Tom an. Sie holten ihn und brachten ihn zu Dr. Bob.
Die Touristen, mit denen ich sprach, waren entsetzt, umso mehr, als ich ihnen erklärte, dass Vergiftungen hauptsächlich wegen ihnen stattfinden, weil Kommunen und Hotels annehmen, dass Gäste sich durch die Tiere gestört fühlen könnten. Ihre Reaktion bestärkte mich in meinem Glauben, dass die Feriengäste meist völlig ahnungslos sind und auch hier Aufklärung nottut. Schon als ich während meiner Rückreise von der Südküste in Cabrera mit Emma Clifford von Animal Balance und den Collares Rojos Mitgliedern die Möglichkeiten erörterte, solche Vergiftungen zu bekämpfen, hatte ich meine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass auch in der Dom. Rep. die Touristen stärker in den Tierschutz eingebunden werden müssen , so wie es auf Antigua und anderen Inseln schon geschehen ist. Deshalb werden wir Anfang 2013 eine Petition starten und Unterschriften von potentiellen Touristen sammeln, die erklären, dass sie nicht an Orten und in Hotels Urlaub machen werden, wo Tiere vergiftet werden. Die Petition wird unbegrenzt laufen; solange, bis genügend Unterschriften vorhanden sind, um dominikanischen Politiker und Geschäftsleuten eindrucksvoll klar zu machen, dass eine Weigerung zur Zusammenarbeit mit dem Tierschutz zu finanziellen Einbußen im Tourismus führen wird. Zur Zeit fürchten viele dominikanische Tierschützer eine Verhärtung der Fronten und wollen versuchen, Kommunen und Hotelindustrie mit positiven Argumenten zu überzeugen. Sollte es zu stellenweiser Einigung kommen, werden wir während der Laufzeit der Petition die Namen der Gemeinden und Hotels bekanntgeben, die sich diesem Einvernehmen widersetzen und gleichzeitig für tierfreundliche Kommunen, Hotels und Restaurants werben. Nach diesem traurigen Start meines letzten Tages gingen Colleen, Lee und ich den Strand entlang und ich stellte sie allen vor: "Hola, das sind die Neuen!" Ich erzählte allen von Piggy und warnte sie vor möglichen Giftanschlägen auf ihre Tiere. Dann legte ich für Colleen und Lee ein Register an, von allen Tieren, mit Fotos und Bemerkungen zu erhaltenen und noch ausstehenden Behandlungen, den Orten, an denen sie üblicherweise zu finden waren, den Namen und Telefonnummern der Menschen, die sich um sie kümmerten und einer Liste der Tiere, die bei nächster Gelegenheit kastriert werden sollten. Seit meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich schon oft Neuigkeiten von „meinem Strand“ erhalten: Die Tiere werden bestens betreut, Colleen und Lee leisten großartige Arbeit und haben sehr viel Freude daran. Die Zukunft beginnt jetzt!Vor meinem Abflug hatten Judy und ich ein langes Gespräch über die Zukunft. Wie schon bei meinen Gesprächen mit Kim in Samanà ging es dabei auch hier um die Förderung junger, einheimischer Ärzte. Bereits im Juni 2010 finanzierten wir das erste Ausbildungsprojekt in Sosúa mit der kanadischen Ärztin Dr. Clooney. Unter den Teilnehmern befand sich die junge dominikanische Ärztin Giselle, die bereits eine Lehrstelle an der Universität Santiago hatte. Im November 2010 leitete Tarek El Kashef aus Hamburg Giselles erstes eigenes Kastrationsprojekt, an dem auch ihre Studenten teilnahmen. Mittlerweile ist Giselle so routiniert, dass sie eine Hündin in 20 Minuten kastriert. Zeitlich ist es ihr möglich, der A.A.A.S. monatlich für etwa 30 OPs zur Verfügung zu stehen. Wie Dr. José und sein Team in Bayahibe benötigt auch sie 550 Pesos/ca 10 Euro für Materialkosten + Tollwutimpfung pro OP. Dr. Giselle soll ab 2013 in den Monaten in Sosúa eingesetzt werden, in denen keine ausländischen Ärzte da sind. Damit soll 2013 das erste Jahr werden, in dem Judys Traum in Erfüllung geht: Ein Kastrationseinsatz pro Monat bei der A.A.A.S.! Langfristig soll Dr. Giselle auch tageweise während der Einsätze mit ausländischen Ärzten anwesend sein, um Impfprogramme in legalem Rahmen stattfinden zu lassen, denn Impfungen sind ein Geschäft, das sich die niedergelassenen Ärzte nicht aus der Hand nehmen lassen wollen. Sie sind daher nur mit einem einheimischen Tierarzt durchzuführen. Eines Tages möchten wir nicht nur die notwendigen Tollwutimpfungen vornehmen lassen, sondern auch ein Programm zur Schutzimpfung von Welpen einführen, damit sie nicht im Alter von wenigen Wochen an Seuchen wie Leptospirose, Staupe und Parvovirus qualvoll verenden, wie ich es schon so oft in den Französischen Antillen erlebt habe. Unser Ziel ist es, ihre Geburt zu verhüten. Da, wo uns das nicht gelang, schulden wir ihnen den bestmöglichsten Start ins Leben. In Samanà wird Tarek El Kashef Anfang 2013 einen Monat lang den jungen Dr. Francis chirurgisch weiter auszubilden. Bisher haben sich ein Dutzend Ärzte für unsere Kastrationsprojekte 2013 angekündigt. Näheres wird bekanntgegeben, sobald exakte Daten feststehen. Ich habe von meiner Reise Arbeit für Jahre mitgebracht: In den folgenden Jahren werden wir uns bemühen, gemeinsam mit unseren karibischen Partnern unsere Arbeit nach den Richtlinien der karibischen Tierschutzkonferenz 2008 fortzuführen: Wir wollen Kastrationsprojekte auch an neuen Standorten durchführen und werden verstärkt die Ausbildung und den Einsatz einheimischer Ärzte fördern. Für die Erziehungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen benötigen wir in der Dom. Rep. ein Schulprogramm in spanischer Sprache, nach dem Modell der Humane Society auf der Insel Dominica, deren Arbeit Tierschützern weltweit als Vorbild dienen kann. Außerdem müssen wir versuchen, tierliebe Einheimische als Volontäre heranzuziehen, die bei der Betreuung der Tiere in ihren Bezirken und bei der Aufklärung ihrer Landsleute helfen, damit in Zukunft nicht vieles aus Personalmangel einfach ungeschehen bleibt. Die Begegnung mit Menschen wie Yanela und Carmen in Bayahibe, und jungen Ärzten wie Dr. José, Dr. Francis und Annabelle macht mir Mut und Hoffnung, dass uns dies gelingen kann. Die Möglichkeiten des Tourismus, als Wirtschaftsfaktor Nr. 1 in der Karibik auf die Situation der Straßentiere Einfluss zu nehmen, werden bisher nur auf wenigen Inseln wahrgenommen: Auf Antigua wurde so die Genehmigung zum Kastrieren erkämpft, in den Bahamas eine mobile Klinik finanziert. Auch hier ist Aufklärung nötig. Die meisten Touristen wissen nicht, dass Straßentiere hauptsächlich ihretwegen umgebracht werden. Aber auch über den bereits existierenden, den Touristen unbekannten karibischen Tierschutz muss informiert werden. Jahr für Jahr erhalten wir Anfragen von vielen Touristen, die auf ihrer Urlaubsinsel ein Tier gefunden haben, dem sie helfen wollen, aber nicht wissen, an wen sie sich Vorort wenden können. Gleichermaßen muss den Behörden und Hoteliers begreiflich gemacht werden, dass die meisten ihrer Besucher eine tierfreundliche Einstellung haben und nicht dort Erholung suchen wollen, wo kurz zuvor die ihretwegen vergifteten Kadaver weggeräumt wurden. Es wird viel Diplomatie, Fingerspitzengefühl, Zeit und Arbeit erfordern, um hier Erfolge zu erzielen. Unsere Petition 2013 gegen die Vergiftungen von Straßentieren wird ein erster Schritt dahin sein. Wie immer, hängt der Erfolg unserer Arbeit und das Wohl und Weh so vieler karibischer Tiere von Ihrer Unterstützung ab. Wir bauen darauf, dass die Freunde und Förderer des kreolischen Hundes uns auch in der Zukunft die Treue halten. Herzlichst, Ihre I. Gorski-Grobe |