Vereinslogo
Intro
Facebooklogo





                                                                                                                                                                                                     

Meine Reise in die Dom. Rep.

(31.03. – 14.04.2016)

 

1. Tierschutz und Tourismus in Punta Cana

2. Begegnung mit Peace Corps

3. Kastrationseinsatz in Samaná (Teil 1)

4. Kastrationseinsatz in Samaná (Teil 2)

5. Kastrationseinsatz in Samaná (Teil 3)

6. Faszination Karibik…

 

6. Faszination Karibik…

Die Karibik war nie ein Paradies. Noch bevor die Europäer kamen, bekämpften sich hier die Indianerstämme der Kariben und Arawaks. Dann kamen die Weißen und brachten die Sklaverei. Als in Europa der Rübenzucker entdeckt wurde und die Zuckerrohrindustrie in der Karibik zusammenbrach, verschwanden sie wieder. Zurück blieb ein verarmtes, unterentwickeltes und zutiefst traumatisiertes Volk. Noch heute ist das Trauma der Kolonialzeit überall in der Karibik deutlich zu spüren.

Auch der zweite Ansturm der Weißen, diesmal als Touristen, brachte der Karibik weder Wohlstand noch Glück. Die ausländischen Investoren, die hier Milliardengewinne scheffeln, sehen sich weder durch Gesetze noch durch ihre eigene Moral dazu verpflichtet, Entwicklungshilfe zu leisten.

Doch solange sich Palmen an weißen Stränden über türkisem Meer im Wind wiegen, werden unzählige Menschen dem Zauber der Karibik erliegen und kein Karibikaufenthalt sollte zuende gehen, ohne etwas von diesem Zauber zu erleben und mit nach Hause zu nehmen.


Anna, Julia und Monika hatten sich ein paar Tage Urlaub wirklich verdient…


Anna und ihre inzwischen angereiste Freundin hatten sich im Bahia Principe Samaná einquartiert, dem Hotel hoch über der Samaná Bay…


…von dem eine Brücke zu einer kleinen Insel führt.


Die bereits ziemlich marode Brücke ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Bucht von Santa Barbara de Samaná.


Julia und Monika hatten einen Bungalow in Las Galeras gebucht…


…und fühlten sich dort pudelwohl.


Der Bungalow lag in einer wunderschönen Gartenanlage mit üppigen, tropischen Pflanzen…


Bougainvilleas…


…und anderen exotischen Blüten.

Las Galeras ist ein farbenfroher, kleiner Ort…


…mit Obstständen mit einer überwältigenden Auswahl an tropischen Früchten, vielen bunten Lädchen und kleinen Restaurants…


…einem sehr interessanten Geldinstitut…


…und einem herrlichen Strand.

Ich blieb bei Kim, denn wir hatten viel zu besprechen…Das Schulprogramm in spanischer Sprache, das ich nach jahrelangen Recherchen bei der Asociación Nacional Protectora de Animales in Costa Rica gefunden habe, umfasst Lehrstoff für alle Altersgruppen von 5 – 15 Jahren, um Kindern und Jugendlichen Tierliebe, Respekt, Verantwortung und den richtigen Umgang mit anderen Lebewesen zu lehren. Es ist der Beginn unseres Projekts Tierschutz mit den Einheimischen, das als letzter Baustein zusammen mit den Kastrationen und unserem Projekt Tierschutz und Tourismus unser Konzept der Tierschutzarbeit in der Karibik vervollständigt, das alle relevanten Bereiche abdeckt (und auch in Regionen mit ähnlicher Problematik angewandt werden kann).

Das Schulprogramm wird im September, nach den großen Ferien, von studentischen Mitarbeitern von CEBSE, einer Organisation für den Erhalt der Natur und einer ökologisch verträglichen Entwicklung von Samaná und Umgebung, den Lehrern vorgestellt und an Schulen eingeführt werden. CEBSE ist stark auf den Schutz der Meeresflora und –fauna fokusiert und Kim, die das whale watching in Samaná eingeführt hat, arbeitet sehr eng mit CEBSE zusammen. Auch CEBSE hat ein Lehrprogramm für Schulen entwickelt mit dem Schwerpunkt Meeresbiologie, das zusammen mit unserem Programm eingeführt werden soll. Der Zeitpunkt ist günstig. Die Schulen sind empfänglich für Neues, denn gerade wurde die Ganztagsschule eingeführt und es mangelt an Lehrstoff, um die zusätzlichen Stunden zu füllen. Doch das Schulprogramm ist nur ein erster Schritt. Ein Angebot an Freizeitgestaltung außerhalb des Unterrichts ist unbedingt notwendig, um Kinder, Jugendliche und auch interessierte Erwachsene an den richtigen, liebevollen Umgang mit Tieren heranzuführen.

Es muss ein „Humane Education & Rescue Center“ entstehen, dessen Herzstück eine Hundeschule sein soll, die mit Kursen wie Erziehung zum Begleithund oder dem auch hierzulande so beliebten Agility und ähnlichem den Einheimischen begreiflich macht, dass ihre kreolischen Hunde genauso intelligent, leistungsfähig und wertvoll sind wie Rassehunde. Gleichzeitig muss richtige Haltung und Behandlung vermittelt werden. Die Hundeschule muss mobil sein, um möglichst viele Menschen zu erreichen, auch da, wo es vielleicht noch keinen Schulunterricht gibt, und sie muss auch gleichzeitig Aufgaben übernehmen wie die regelmäßige Versorgung mit Antiparasitika zur Bekämpfung der Ursachen der häufigsten Erkrankungen wie Ehrlichiose, Räude, Herz- und Lungenwürmer, der Futterverteilung dort, wo es Not tut, Behandlung kleinerer Verletzungen, Transporte zum Tierarzt oder zur Kastration und vieles andere mehr. Kim und ich sind uns einig, dass langfristig jede Gemeinde eine Person braucht, die in Zusammenarbeit mit einer Tierschutzorganisation alltägliche Aufgaben vor Ort wahrnimmt, wie die Betreuung von Futterstellen, die Versorgung mit Antiparasitika, die Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit bei den Nachbarn, das Führen von Listen mit Kastrationskandidaten, das Melden von Erkrankungen, Verletzungen, Tierquälereien, das Bereitstellen von Pflegeplätzen…Diese Aufgaben können in ausreichendem Maß nur von Einheimischen übernommen werden und aus den Reihen der Kinder und Jugendlichen, die in den nächsten Jahren durch unser Schulprogramm unterrichtet werden, müssen solche Mitarbeiter herangebildet werden.

Auch diese Aufgabe kann von einer Hundeschule übernommen werden auf dieselbe Art, wie ich es von den Peace Corps Volontären, besonders von Leyla, gelernt habe, die schon frühzeitig Kinder und Jugendliche zu Leitern ihrer Gruppen heranziehen, damit die Projekte auch in Abwesenheit der Peace Corps Volontäre weiterlaufen und Aussicht haben, nach Ablauf ihrer zweijährigen Verpflichtung fortzubestehen. Genauso können besonders geeignete jugendliche Kursteilnehmer einer mobilen Hundeschule ihre Gruppe leiten, einen Hundeplatz pflegen und all die oben genannten Aufgaben unter den Gruppenmitgliedern verteilen. Die Erstellung von Agility Equipment aus heimischem Material wäre ein wundervolles Gruppenprojekt. Langfristig und als Endergebnis, wenn die einheimische Tierhaltung ein adäquates Niveau erreicht hat, sollen die Projekte Tierschutz & Tourismus und Tierschutz mit den Einheimischen miteinander korrelieren: Einheimische können Pflegeplätze bereitstellen und Touristen können für Tiere, denen sie helfen wollen, eine Patenschaft übernehmen und zwar so, dass die Pflegefamilien auch etwas profitieren . Das macht teure Tierheime, die sich durch Überfüllung in der Regel schnell zu Tötungen entwickeln, überflüssig, fördert durch die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens den Kontakt und das Verständnis zwischen Touristen und Einheimischen und erhöht die Chancen eines sanften Tourismus.

Währenddessen macht die Genesung von Pedro große Fortschritte. Er hat einen Schaumstoffkragen bekommen und ein Whale Samaná T-shirt, damit er seine Wunde nicht lecken kann.

Aber er weigert sich standhaft, in diesem Kostüm aufs Klo zu gehen…Also muss ich ihn 3 – 4 Mal am Tag ausziehen und mit ihm spazieren gehen, was er sehr genießt.

Der kleine Welpe von Las Pascualas entwickelt sich prächtig, Armada, die halbgelähmte Strandhündin, scheint noch nie irgendwo anders gelebt zu haben als bei Kim…Nur der kleine amputierte Chihuahuarüde hat es nicht geschafft. Er schien sich so gut zu erholen, begann, herumzulaufen und auch zu fressen, doch dann verfiel er immer wieder in einen narkoseähnlichen Zustand. In der Nacht vom zweiten zum dritten Tag nach der OP entschlief er.

Woran hat es gelegen? Waren Schock und Narkose für Herz und Kreislauf dieses zarten Organismus schlussendlich zu viel? Konnte die Narkose nicht abgebaut werden und verursachte Organversagen? War eine Blutvergiftung schon zu weit fortgeschritten? Die Verletzung war nicht frisch gewesen und das Füßchen schon einige Tage mit einem nicht sterilen Tape, etwas wie ein Isolierband für elektrische Kabel, am Bein befestigt gewesen…Hatte er am Ende bei der Beißerei weitere innere Verletzungen, Quetschungen von Organen, von außen nicht sichtbar, davongetragen? Oder hatte er eine davon unabhängige Herzschwäche gehabt? Wir werden es nie wissen.

Eines steht fest: Ohne den Versuch, ihn in einer Not-OP zu retten, wäre er qualvoll an einer Sepsis verendet. Ruhe in Frieden, kleiner Mann! Gemeinsam mit Monika und Julia habe ich einen Ausflug nach Playa Rincón unternommen.

Die Playa Rincón liegt am äußersten nordöstlichen Zipfel der Dominikanischen Republik und genießt den Ruf, besonders schön zu sein. Hier wollte ich schon 2012 einmal hin und als ich Kim fragte, wie man da hinkommt, seufzte sie: „In Kims Truck!“ Das wollte ich ihr damals nicht antun, da sie gerade viel beschäftigt war, und so begnügte ich mich mit einem Tag auf Cayo Levantado, der kleinen, touristisch sehr entwickelten, um nicht zu sagen ausgebeuteten Insel vor Kims Haustür.

Die Playa Rincón ist nicht ganz so zugänglich wie andere Strände. Ich traf Julia und Monika in Las Galeras, wir nahmen ein Guagua bis zu einer Abzweigung und setzten von dort die Fahrt auf Motoconchos fort, auf einer nicht asphaltierten Straße, die die Qualität eines Maultierpfades hatte, nur breiter…

Die Playa Rincón hat nur an den beiden äußersten Enden Zufahrten, wovon die östliche von Hotelbussen genutzt wird, und an diesen Zufahrten befindet sich auch jeweils ein kleines Restaurant. Dazwischen nichts…! Keine Leute, kein Kommerz, viel Platz für eine Strandwanderung…


…vorbei an ungebändigter Natur…


…zu Plätzen so recht geeignet zum Seele baumeln lassen…


Zurück ging es mit dem Boot…

Am nächsten Tag ging es zum Wasserfall von El Limón. Der Weg dorthin ist lang, steinig und steil, entweder bergauf oder bergab, nach Regenfällen versinkt man im Schlamm. Am besten ist die Tour auf Pferden zu bewältigen, die die Unwegsamkeiten sicher wie die Gemsen meistern.


Die Wasserfälle von El Limón…


Leute schwimmen hier bei gefühlten Gletschertemperaturen. Ich habe darauf verzichtet…


Waghalsige klettern die Fälle empor, um dann von dort einen Kopfsprung in den See zu riskieren. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden ist ihnen sicher…

Geidhy benachrichtigt uns, dass mit den Welpen in Las Pascualas „etwas nicht stimmt“. Kim und ich fahren hin. Wir finden ein Mädchen vor, das unglücklich ist, weil seine Mutter ihm keine Milch für den Welpen gibt – Gott sei Dank! - weniger aus Sachverstand, sondern weil Milch zu kostbar ist…Kim erklärt dem Kind, dass Milch dem Welpen nur Bauchweh und Durchfall bescheren würde.

Ansonsten scheinen die Geschwister von Wendy und Glendy in Ordnung zu sein, nur die Schwester des kleinen Strandwelpen, der jetzt in Kims Haus ist, frisst nicht und fiebert. Kim zieht ihre Lefzen hoch: Die Schleimhäute sind gelb, so gelb wie bei Gelbsucht. Der Welpe ist apathisch. Wir nehmen ihn mit zu Dr. Franciscos Klinik. Er bekommt eine Infusion. Wir beide geben für sein Leben keinen Pfifferling mehr. Ich habe noch keine Neuigkeiten, aber die Chancen standen schlecht…

Noch einmal wollen wir mit Kims Boot hinaus fahren und versuchen, ob wir noch irgendwo einen Wal aufspüren können, einen Nachzügler, denn normalerweise ist es schon viel zu spät…


Es geht hinaus in die Samaná Bay…


Schnell wird der Hafen von Santa Barbara kleiner und kleiner…


Kim hält ein Walmodell aus Plastik hoch und lacht: „Den suchen wir…“


Das Sonargerät wird eingeschaltet…


…und das Mikrophon hinunter ins Wasser gelassen. Wenn jetzt Wale da wären, müssten wir ihren Gesang hören…


Doch wir hören nichts. Es bleibt bei dem Plastikwal. Die echten sind längst alle fort. Es war trotzdem wunderschön da draußen in der Samaná Bay…


Auf dem Rückweg hält das Boot an der Insel Cayo Levantado mit ihren schneeweißen Stränden…


Ein letztes Mal schwimmen wir im türkisen karibischen Meer – für dieses Jahr!


Es ist schon finstere Nacht auf dem viel befahrenen Malecón, als am letzten Abend ein Mann an Kims Tür klopft…

In den Händen hält er diesen Welpen, wenige Wochen alt. Er hat ihn soeben mitten auf dem Malecón gefunden. Vermutlich wurde er dort ausgesetzt, um überfahren zu werden, weil es eine Hündin ist. Sie hat Glück gehabt, aber der Vorfall stimmt mich nachdenklich. Während des Einsatzes in Las Pascualas habe ich viel gutes Potential bei den Menschen wahrgenommen, bei Kindern und Erwachsenen, doch es bleibt noch viel zu tun! Fest steht auch, dass Kim das nicht allein schafft und dass es mir in den nächsten Jahren gelingen muss, eine Möglichkeit zu finden, um vor Ort mehr präsent zu sein und das neue Projekt zu begleiten. Am nächsten Tag fahre ich zurück nach Punta Cana. Wir werden von jetzt an jährlich einen Kastrationseinsatz in Samaná durchführen; der nächste soll in El Limón stattfinden.

Das Schulprogramm wird nicht nur in Samaná, sondern auch in Santo Domingo verwendet werden, dort von den Cat Lovers RD, die sehr auf Erziehung setzen und mit denen wir im August unser erstes Katzenkastrationsprojekt haben werden, durchgeführt von Dr. Josef Beisl. Peace Corps Leiterin Adele Williams, die auch Vorstandsmitglied bei den Cat Lovers RD ist, stellt das Schulprogramm ihren Peace Corps Volontären zu Verfügung zur kreativen Verwendung bei der Jugendarbeit in den Dörfern. Ein zweites Ärzteteam wird aufgebaut werden für die Bateys im Südwesten, denn alles schaffen Anja Heß und ihr Team nicht mehr allein. Ich treffe Sylvia Méndez von RescátaMe wieder am Flughafen von Punta Cana. Wir stimmen überein, dass wir vorerst keine Ärzte zum Kastrieren nach Punta Cana schicken, denn RescátaMe ist derzeit mit Ärzten recht gut versorgt. Neben Caribe Spay Neuter, die einmal im Jahr gleich mehrere hundert Tiere kastrieren, kommen einheimische Organisationen wie Fundación Pets Breeding Control von Dra Lourdes Ripley oder Fundación Animales en Peligro von Dra Gisselle Santos mehrfach im Jahr für kleinere Einsätze und Dr. José Malaret engagiert sich ganzjährig für den Tierschutz direkt in Punta Cana.

Aber wir werden die Mittel zu Verfügung stellen, wenn sie benötigt werden, um Kastrationen für Tiere eines Hotels zu sichern, sei es, dass ein Hotel Katrationen zwar zulässt , aber noch nicht ganz begreift, dass es sich auch finanziell beteiligen sollte oder sei es, dass ein Fahrer engagiert werden mus, der die Tiere zur Kastration und wieder zurück bringt, weil die 3 RescátaMe Mitglieder, die die ganze Last tragen, Sylvia Méndez, Christiana Stämpfli und Viviana Vitariello, ganztags berufstätig und teils auch noch Mütter sind. Und während ich diese Zeilen schreibe, wartet ein großes Update unserer Seite Tierfreundliche Hotels in der Karibik auf mich:

5 Hotels in Punta Cana können der Seite hinzugefügt werden. Das sind dann 21 Hotels von 104, die in Punta Cana mit dem Tierschutz kooperieren. Es fehlt nur noch eine Handvoll, dann sind es 25 %! Schon jetzt lässt sich mit Sicherheit sagen: Punta Cana ist nicht nur eines der größten – wahrscheinlich das größte - All Inclusive Resort Zentrum in der Karibik; es hat definitiv die meisten tierfreundlichen Hotels, die nicht mehr vergiften, mit dem Tierschutz in Sachen Kastrationen kooperieren und sich bei Notfällen und Problemen auch an den Tierschutz wenden! Und das alles in anderthalb Jahren! Erst seit dem Herbst 2014 erhalten die Hotels dort unsere Petition. Damals gab es nur ein einziges Hotel, das als tierfreundlich bezeichnet werden konnte, das VIK Arena Blanca.

voriges Kapitel  |  Nach oben