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Ein Strand für Isabel…

Am zweiten Tag fragte Judy mich, ob ich nicht eine Bestandsaufnahme von Sosúas Strand machen könne, im Hinblick auf ein kommunales Meeting zu dem Thema "Unser Dorf soll schöner werden", an dem auch Judy teilnahm, zum Schutz der Strassentiere. Schon seit einigen Monaten fehlte ein Volontär, der sich dieses Strands annahm. Also bewaffnete ich mich mit Stift und Zettel und zog los.


Sosúa Beach ist ein belebter Strand,
gesäumt von fast 200 Restaurants und Souvenirshops.

Es werden Liegestühle vermietet, Strandhändler sind unterwegs. Viele Menschen arbeiten hier und für Tiere ist das natürlich eine gute Nahrungsquelle. Ich notierte, wieviele Hündinnen, Rüden, Welpen, Katzen und Kätzchen ich sah, welche von ihnen schon kastriert zu sein schienen und wer noch operiert werden musste sowie den Gesundheitszustand, Zecken- und Flohbefall, offensichtliche Verwurmung, beginnende Räude, Ohren- und Augenentzündungen, Lahmheiten und Verletzungen. Es wurde eine recht lange Liste.

Immer wieder wurde ich gefragt, warum denn niemand mehr käme von der A.A.A.S. "Mañana…" konnte ich nur immer wieder sagen, und später: "Judy, es hilft nicht, morgen müssen wir dahin. Ich habe es alle versprochen." Und so wurde am nächsten Morgen ein Werkzeugkasten mit Wurmkuren, Frontline, Ohren- und Augensalbe, Shampoo und Ivermectin gefüllt, und los ging's.

Ivermectin ist das Allheilmittel in der Dom. Rep. Es bekämpft innerlich alle Würmer inclusive Herzwurm und wirkt von innen nach aussen gegen Flöhe, Zecken und die Räude verursachenden Milben. Ein Hund, der einmal im Monat Ivermectin erhält, kann zwar noch von Zecken gebissen werden, sie sterben aber, bevor sie sich vollgesaugt haben. (Nicht zu verwenden bei MDR 1 Gendefekthunden!) Bereits am Eingang zum Strand wurden wir von zahllosen Menschen angesprochen, die Medikamente für ihre Tiere zu Hause benötigten.

Unsere Werkzeugkiste schien sich zu leeren, bevor wir den Strand überhaupt betreten hatten, bis Judy die glorreiche Idee hatte; "Stop, heute machen wir die Strandtiere, und morgen kommst Du wieder mit den Medikamenten für die Leute, deren Tiere zuhause sind." Und weiter ging's.

Judy verteilte und erklärte, ich passte auf und lernte und notierte nebenbei die Namen und Telefonnummern der Leute, deren Tiere bei der nächsten Gelegenheit kastriert werden sollten.


Auf dem Weg zur Arbeit

Von nun an war ich täglich an "meinem Strand", oft auch mehrmals.

Ich frage, ob Hunde oder Katzen vorhanden sind; wie alt, wie gross, wie schwer sie sind und was für gesundheitliche Probleme sie haben. Unglaublich, wie weit man mit 3 Brocken Spanisch und Gesten kommt!

Ruffino meldet seinen Hund zum nächsten Kastrationstermin an, während ich sorgfältig die richtige Dosis Ivermectin für das Tier auf die Spritze ziehe …


… und die Wurmpaste abfülle.


Immer wieder ziehe ich Ivermectin auf …

… und erkläre, dass das Ivermectin in's Maul oder in's Futter gehört, …

… Spot on's aber äußerlich in's Genick zu träufeln seien.

Hier gehören sie hin, in's Genick!

Diese junge Dame braucht medizinisches Shampoo für ihren Hund, der ein Hautproblem hat.

Als ich zurück nach Deutschland flog, waren alle Tiere medikamentös versorgt, auch alle Katzen hatten ein Spot on bekommen. Ich kannte alle Leute mit Namen und alle Tiere, und alle kannten mich. Zum Schwimmen bin ich allerdings nur einmal gekommen. Ich konnte viele Kastrationstermine vereinbaren …

… und so manchen, der bisher seinen Rüden nicht so "degradieren" lassen wollte, überzeugen, dass es wichtig sei, auch sein männliches Tier kastrieren zu lassen, um Stickersarkom oder Verkehrstod durch Streunen (und ganz nebenbei weitere Zeugung…) zu verhindern.


Auch Mario ist so einer, den meine Worte nachdenklich stimmen, trotz meines begrenzten Wortschatzes.


Einige besonders zarte Welpen habe ich impfen lassen, wie diesen Kleinen hier…

…mein besonderes Sorgenkind, verwurmt und mit beginnender Räude an den Ohren.

Noch zu klein für Ivermectin, bekommt er eine Wurmkur für Welpen und eine kleine Portion Spot on gegen die Milben, die die Räude verursachen.

Nach der Behandlung gibt es Hühnchen. Der Kleine kann es schaffen, wenn die Menschen die ihn betreuen, die nötige Unterstützung bekommen.


Das ist sein kleiner Freund.

Und gleich die nächste Wurmkur … Igitt!

Princessa ist eine ältere Hundedame, längst kastriert, die unter einem infizierten Ohr und Arthrose leidet. Sie betrachtet mich mit Argwohn.


Die Medikamente hinter meinem Rücken verborgen, versuche ich, mich ihr zu nähern.

Werde ich sie überzeugen können?

Ich versuche es mit Schmeicheln…

Und tatsächlich! Princessa lässt mich an ihr wehes Ohr.

So, und jetzt…

…gibt es noch die Monatsdosis Ivermectin.

Schmerzmittel für die Arthrose gebe ich Princessas Herrchen. Er kümmert sich rührend um sie und man kann sich darauf verlassen, dass sie ihre Medikamente bekommt.

Ich war sehr beeindruckt, wie zugänglich die Menschen waren, wie sie sich bemühten, nach ihrem Wissen, das Richtige für ihre Tiere zu tun und wie sie sich freuten, wenn ihren Tieren geholfen wurde. Immer wieder wurde ich mit Getränken versorgt.

Roberto ist so einer. Er hat zwei Hunde, Chiquita und Negrita, und eine Katze, alle sehen sehr gepflegt aus.


Chiquita

Negrita

Zur Begrüßung gibt's ein Küsschen von Chiquita.

Chiquita und Negrita haben ihr monatliches Ivermectin schon bekommen.

Heute gibt es ein Spot on.

Inzwischen ist auch Töchterchen Negrita eingetroffen…

…und wird als nächstes verarztet.

Chiquita und Negrita sind für den nächsten Kastrationstermin vorgemerkt. Negritas Papa, der genau so aussieht wie sie, lebt nur ein paar Meter entfernt. Sein Besitzer ist Franzose und betreibt ein Strandrestaurant. Wie viele Dominikaner hat auch er seine eigene Männlichkeit auf seinen Rüden projiziert und sich bisher strikt geweigert, ihn kastrieren zu lassen. Doch nun haben seine Partnerin und ich es mit vereinten Kräften und in tagelangen Diskusionen geschafft, ihn zu überzeugen und er hat seinen Hund zum nächsten Termin angemeldet.

Ein weiterer Roberto war zu Recht besorgt, dass seine Hündin bald läufig und dann wieder trächtig werden könnte, und so beschloss Judy, für "Mariposa" einen Sondertermin einzurichten (Dr. Giselle war gerade in der Nähe) und den "hot dog" schleunigst vom Strand zu holen. Judy wartete im Truck, während ich Mariposa holte.


Mariposa setzte auf passiven Widerstand und ging keinen Schritt.

Ich musste sie den ganzen Strand entlang tragen - Roberto musste bei seinen Liegestühlen bleiben. Mariposa war schwer und ich setzte sie immer wieder ab und bat sie, doch wenigstens ein paar Schritte zu tun , erfolglos und zur grossen Erheiterung aller Anwesenden.


In der Pet Lodge angekommen, war sie dann sehr zugänglich und anlehnungsbedürftig.

Ganz am Ende des Strands gab es noch ein Restaurant mit einer Kastrationskandidatin, die mich hier freudig begrüßt …

…und einem besonderen Sorgenkind, das ich auch habe impfen lassen. Beim ersten Besuch sah der Kleine gar nicht gut aus, hatte Schrammen und Hautprobleme. Heute gefällt er mir schon viel besser. Und mit dem freundlichen Herrn neben mir hatte ich auch eine "fruchtbare" Diskusion über Rüdenkastration.

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